In vielen europäischen Ländern krempeln die Politiker die Glücksspielgesetze aktuell um. Das ist in vielen Fällen auch enorm notwendig, denn nicht selten stammen die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Beispiel noch aus einer Zeit, in der keinerlei digitalen Angebote vorhanden waren. So beispielsweise auch in Belgien, wo das Glücksspielgesetz jetzt allerdings deutlich verändert werden soll. Von mehr als 30 Neuerungen im Gesetzestext ist die Rede.
Alte Regularien stammen aus dem Jahre 1999
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Antiquiert. Das ist wohl der Begriff der das Glücksspielgesetz in Belgien am besten beschrieben hat. Zumindest bis vor wenigen Tagen, denn da wurde vom Justizministerium über den Gesetzesentwurf „projet de loi sur les jeux de hasard“ abgestimmt. Die Mehrheit der Minister sprach sich für diesen Entwurf aus, so dass die Belgier schon bald ein neues Glücksspielgesetz verabschieden werden. Erarbeitet wurde der Gesetzentwurf bereits im Vorfeld von der Regierung, welche zu diesem Zwecke mit der belgischen Glücksspielkommission zusammenarbeitete. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ganze 32 Änderungen sind im neuen Gesetzestext zu finden, der damit das alte Gesetz aus dem Jahre 1999 ablöst.
Zahlreiche Politiker pochten in den letzten Jahren darauf, dass der Glücksspielvertrag geändert wird und insbesondere auch die digitalen Spielangebote berücksichtigt werden. Diese finden in der alten Version von vor 20 Jahren nämlich nahezu keine Erwähnung. Verändert wurde allerdings nicht nur das digitale Spielangebot, stattdessen sieht der neue Glücksspielvertrag auch zahlreiche Änderungen im stationären Bereich vor. Und das nicht nur im Bereich des Glücksspiels, sondern auch im Bereich der Sportwetten.
Vorbei das Lotterleben für die Automatenaufsteller?
Generell lässt sich sagen, dass die Belgier mit ihrem neuen Glücksspielgesetz zwar deutlich stärker gegen illegale Angebote vorgehen wollen, gleichzeitig aber auch einen stabilen Rahmen für ein legales Angebot schaffen. Darüber hinaus bietet der aktuelle Gesetzesentwurf durchaus Möglichkeiten, in Zukunft noch ein bisschen liberaler gestaltet zu werden. Gut möglich also, dass die Belgier in den kommenden Jahren ihren Markt noch ein bisschen weiter öffnen. So aber müssen vor allem die stationären Anbieter erst einmal Einbußen in Kauf nehmen, da diese bislang nahezu unbehelligt ihren Geschäften nachgehen konnten. Wirkliche Vorgaben zum Beispiel für Café- oder Barbesitzer gab es nicht. Diese konnten beliebig viele Spielautomaten aufstellen, die Spieler konnten im Prinzip unbegrenzt viel Geld einsetzen.
Das wird sich jetzt ändern, denn künftig ist für derartige Lokalitäten eine offizielle Genehmigung der belgischen Glücksspielbehörde notwendig. Das gilt allerdings nicht nur für Bars oder Cafés, sondern für sämtliche Geschäfte, in denen Spielautomaten öffentlich zur Verfügung stehen. Im Rahmen dieser Lizenzvergabe wird zudem zum Beispiel darauf geachtet, ob ein gewisser Mindestabstand zu Schulen oder anderen Jugendeinrichtungen eingehalten werden kann. Darüber hinaus werden auch an die Automaten strengere Anforderungen gestellt. Diese müssen den neuesten gesetzlichen Vorgaben entsprechen, gleichzeitig muss zum Beispiel ein Slot für den Personalausweis der Spieler vorhanden sein. Ergänzt werden diese Vorgaben durch die Tatsache, dass künftig nur noch maximal zwei Automaten pro Lokalität erlaubt sind.
Buchmacher wohl noch nicht über den Berg
Ebenfalls im Fokus stehen im neuen Glücksspielgesetz die Wettanbieter für Sportwetten. Die Buchmacher müssen zum Beispiel künftig auf das Angebot von Livewetten verzichten, wenn sie für die Veranstaltungen keine Übertragungen zur Verfügung stellen können. Andersherum gesagt: Livewetten dürfen nur noch dann angeboten werden, wenn die Kunden beim Wettanbieter auch die Chance haben, diese visuell zu verfolgen. Ein komplettes Verbot der Livewetten wurde ebenfalls diskutiert, wurde von den Ministern allerdings abgelehnt. Wiederum noch nicht ganz vom Tisch scheint die Diskussion darüber zu sein, ob das Mindestalter für Sportwetten nicht von 18 auf 21 Jahre erhöht werden soll. Buchmacher sind künftig zudem verpflichtet, zu überprüfen, ob sich die Kunden möglicherweise in eine Datenbank zur Selbstsperre eingetragen haben.
Gerade die Sportwetten standen in Belgien in den letzten Monaten scharf in der Kritik, da der belgische Profifußball durch einen Wettskandal geschüttelt wurde. Zahlreiche Funktionäre, Spieler und Manager werden verdächtigt, mehrere Spiele im Profifußball manipuliert zu haben. Es gab in diesem Zusammenhang auch bereits einige Verhaftungen.
Auch bei den niederländischen Nachbarn geht es rund
Bewegungen hinsichtlich einer neuen Glücksspielregulierung sich auch beim anderen deutschen Nachbarland, den Niederlanden zu erkennen. Die Niederländer sind sogar noch ein Stück liberaler als die Belgier und ermöglichen ihren Einwohnern künftig, Online-Angebote in Anspruch zu nehmen. Das „Holland Casino“ verliert seine Monopolstellung, künftig dürfen auch private Unternehmen ihre Angebote zur Verfügung stellen. Eine Regulierungsbehörde ist in den Niederlanden bereits seit mehreren Jahren vorhanden, diese soll künftig dafür sorgen, dass nur geprüfte Unternehmen eine Lizenz erhalten und somit ein transparenter Markt auf die Beine gestellt werden kann. Der niederländische Minister für Rechtsschutz erklärte in diesem Zusammenhang: „Wir sehen, dass die Gesellschaft immer digitaler wird und derzeit über eine halbe Million Niederländer ungeschützt am Online Glücksspiel teilnehmen. Dies beinhaltet große Risiken in Bezug auf Spielsucht und Betrug. Ich bin glücklich, dass wir den Menschen nun eine Gelegenheit geben können, online auf eine verantwortungsbewusste Weise zu spielen.“ Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Wann ist es in der Bundesrepublik soweit?