Die Bulgaren und Bulgarinnen gelten als begeistere Glücksspieler. Dennoch könnte es für den Markt im Urlaubsland enorm brenzlig werden. Offenbar ist eine Gesetzesreform geplant, mit der rund 75 Prozent aller Spielhallen und Glücksspiel-Vertriebsstellen vor dem Aus stehen könnten. Offenbar soll der Fokus des Glücksspiels mehr auf die Touristen gelegt werden. Das jedenfalls lässt die neuerliche Entwurfsfassung vermuten. Immerhin sollen demnach speziell die Casinos in der Nähe der Landesgrenzen weiter geöffnet bleiben.
Glücksspiel nur noch in Fünf-Sterne-Resorts?
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Die Betreiber von Spielhallen in Bulgarien stehen offenbar vor einer harten Zeit. Zumindest dann, wenn der neue Gesetzesentwurf durchgewinkt werden sollte, der erst jüngst an die Öffentlichkeit gelangte. Dieser sieht vor, dass rund 75 Prozent aller Spielhallen und Glücksspiel-Vertriebsstellen im Land schließen müssten. Konkret wären alle Spielhallen von der Gesetzesreform betroffen. Das wären nach offiziellem Stand etwa rund 600 Anlaufstellen. Möglich soll das Glücksspiel ab 2025 nur noch in den integrierten Casino-Resorts sein. Insgesamt zehn Stück möchte das Land als integrierte Resorts zulassen. Hierbei soll es sich ausschließlich um Fünf-Sterne-Hotels handeln, die sich zudem laut Entwurf im Umkreis von zwei Kilometern zu den Landesgrenzen befinden müssen.
Warum das Gesetz eingeführt werden soll, ist allgemein bekannt. Noch immer agiert das Land gegen die Machenschaften von Glücksspiel-Mogul Wassil Bozhkow, der Bulgarien bereits vor einiger Zeit verlassen hat. Ins Leben gerufen wurde die neuerliche Gesetzesreform von Baleri Simeonov, dem Vorsitzenden der nationalkonservativen Partei „Nationale Front für die Rettung Bulgariens“. Obwohl der Plan für den Reformkurs erst seit Kurzem steht, ist der Kampf gegen den Glücksspiel-Mogul Bozhkow schon etwas länger Antrieb in der Politik. Erst im Februar wurde zum Beispiel die Sofortlotterie verstaatlicht, die bis dato von eben jenem Bozhkow betrieben wurde. Schon damals erklärten die Behörden, dass das Gesetz im Sinne der bulgarischen Gesellschaft sei. Das sei auch nun wieder der Fall. Simeonov ist demnach überzeugt, dass man so aktiv die Korruption, Erpressung und Steuerhinterziehung im Land bekämpfen könne.
Branchenverbände sind empört
Für viele Menschen in Bulgarien dürften die Worte von Simeonov einleuchtend klingen. Starke Argumente kann allerdings auch die Gegenseite vorbringen. In diesem Fall der bulgarische Glücksspielverband Bulgarian Gambling Association (BGA). Rund 30.000 Argumente kann der Glücksspielverband vorweisen, denn genau so viele Menschen sind laut dessen Einschätzung dann von einem Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht. Darüber hinaus sieht der Fachverband neben den direkten Auswirkungen auch zahlreiche Spätfolgen auf die Glücksspielbranche, den Staatshaushalt und die Wirtschaft zu rollen. Und nicht nur das. Laut BGA würde auch das Arbeitspensum der Staatsanwaltschaft erhöht werden. Und das sogar gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen würde die Arbeitslosigkeit ansteigen, Steuern und Betriebe wegfallen. Zum anderen rechnet der Fachverband aber auch mit einer Zunahme des illegalen Glücksspiels. Aus diesem Grund fordert der BGA, dass die Einwohner Bulgariens den Entwurf öffentlich einsehen und diskutieren dürfen.
Weitere Gefahren sieht der Branchenverband darin, dass durch die staatlich angeordneten Schließungen das Standing des Glücksspiels im Land deutlich abnehmen könnte. Der Verband erklärt, die Wettbewerbsbedingungen und die unternehmerischen Initiativen würden so massiv eingeschränkt werden.
Alternativer Vorschlag liegt vor
Obwohl mit dem neuen Gesetzesentwurf eine massive Einschränkung droht, bleiben der Branche noch Hoffnungen. So existiert noch ein alternativer Entwurf, der von der GERB-Partei ins Leben gerufen wurde. Und dieser dürfte der Industrie weitaus besser gefallen. Die Regulierungsbehörde soll durch eine vom Finanzministerium unabhängige Glücksspielagentur ersetzt werden. Zusätzliche dazu möchte die Partie das Verbot für Online Casinos in Bulgarien abschaffen. Im Hintergrund des Ganzen herrscht auch hier die Thematik um den flüchtigen Glücksspiel-Paten Wassil Bozhkow vor. Der Unternehmer befindet sich in einem selbst auferlegten Exil in Dubai, plant aber offenbar die Rückkehr in sein Heimatland. Das dürfte schwierig werden. Laut Berichten wird Bozhkow von den bulgarischen Behörden unter anderem Wegen Auftragsmord und Bestechung gesucht. Eine einfache Rückkehr dürfte daher nicht möglich sein.
Wie der US-Nachrichtendienst „Bloomberg“ berichtet, soll Bozhkow deshalb in die Politik gehen wollen. Bulgarien benötige ein neues politisches Projekt, wird Bozhkow zitiert. Aus diesem Grund müsse die aktuelle Regierung entmachtet werden. Entmachtet wurde zuletzt allerdings vor allem Alexander Georgiev, der als Leiter der staatlichen Glücksspielkommission SCC im Februar zurücktrete musste. Zuvor war Georgiev im Laufe der Ermittlungen gegen Bozkhow von den bulgarischen Behörden verhaftet worden. Das Fehlen des einst mächtigsten Mannes der bulgarischen Industrie ist aber bis heute noch spürbar und hat für teilweise wilde Zustände auf dem Markt gesorgt. Jüngst forderten die Sozialisten aus der Opposition zudem eine parlamentarische Untersuchung zu den weitere Beziehungen von Bozkhow in die Politik. Auch hier könnten dann möglicherweise noch Verflechtungen aufgedeckt werden. Fakt ist: Die Situation auf dem bulgarischen Markt ist nicht gerade glänzend – und die aktuell vorherrschende Corona-Zeit tut ihr Übriges.