Wynn ist in der Glücksspielbranche eine echte Größe. Umso erstaunlicher waren die Vorwürfe, die ein Spieler gemeinsam mit seinem Anwalt gegen das neu errichtete Encore Boston Harbour Casino erhob. Immerhin hieß es, der Anbieter und damit auch Wynn, hätte seine Kunden mit unrechtmäßigen Spielquoten betrogen und zudem Wechselgelder einbehalten. Durchaus schwere Vorwürfe, die von offizieller Seite, nämlich von der Massachusetts Gaming Commission, als unbegründet bezeichnet werden.
Encore Casino: Milliarden-Investition in Boston
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Das Encore Boston Harbour Casino hat durchaus das Zeug dazu, das neue Wahrzeichen der Stadt zu werden. Rein gemessen an der Bausumme ist es das auch schon. Ganz 2,5 Milliarden US-Dollar haben die Wynn Resorts in das neue Casino gesteckt, welche erst in diesem Jahr feierlich eröffnet wurde. Ein echtes Mammut-Projekt, welches bereits über die gesamte Bau- und Planungsphase immer wieder mit Schwierigkeiten und Hindernissen verbunden war. Das scheint sich zumindest in Ansätzen fortzuführen. Bereits wenige Wochen nach der Eröffnung musste das Casino nämlich bereits das erste Mal vor Gericht antreten. Ein Spieler aus New York hatte dem Bostoner Casino gleich mehrfach illegale Praktiken vorgeworfen.
So soll es beispielsweise um einbehaltenes Wechselgeld gehen, welches die Ticket-Automaten des Casinos nicht korrekt auszahlen würden. In der Tat können diese Automaten lediglich Scheine wechseln und spucken keine Münzen aus. Der Anspruch der Spieler verfällt jedoch nicht. Stattdessen können die Münzen in allen Casinos in den USA an einer personalbesetzten Kasse abgeholt werden. Ebenfalls vorgeworfen wurde dem Casino vom Spieler, dass mit falschen Black Jack Quoten gearbeitet werden würde. Statt den Standard-Quoten von 2-3 hätte man im Encore in Boston mit den für Spieler schlechteren 6-5 Quoten gearbeitet. Laut Ansicht des New Yorker Kunden seien entsprechende Anpassungen im Spiel aber ausgeblieben, was folglich einer arglistigen Täuschung entsprechen würde.
Sofortige Untersuchung der Behörden
Derartige Vorwürfe bieten bei einem Casino-Giganten wie den Wynn Resorts natürlich eine ganze Menge Zündstoff. Genau aus diesem Grund wurden offenbar sofort Untersuchungen der zuständigen Glücksspielbehörde eingeleitet. Und das Ergebnis der Massachusetts Gaming Commission ist eindeutig: Diese spricht das Casino von allen Vorwürfen frei. Natürlich nicht, ohne diesen vorher genau auf den Grund gegangen zu sein. Im Detail hat sich das Investigations and Enforcement Bureau (IEB) mit den Vorwürfen beschäftigt und eine Undercover-Ermittlung eingeleitet. Heißt: Die Ermittler der Behörde haben sich die ganze Sache vor Ort angeschaut, getarnt als reguläre Besucher des Casinos.
Vor wenigen Tagen wurden nun die Ergebnisse der Operation vorgelegt. Verstöße gegen die Glücksspielgesetze von Massachusetts konnten demnach nicht festgestellt werden. Auf die einzelnen Vorwürfe ging die Behörde zudem noch genauer ein. Tatsächlich hätten die Casinos in den USA die freie Wahl, ob sie ihren Black-Jack-Spielern 2-3 Quoten oder 5-6 Quoten anbieten. Die einzige Voraussetzung: Die Quoten müssen für die Spieler sichtbar am Tisch dargestellt werden. Laut Ermittlungsbericht ist dies im Casino der Fall, belegt werden können diese Behauptungen offenbar mit Foto-Aufnahmen.
Sämtliche Vorwürfe können zurückgewiesen werden
Darüber hinaus hätte man auch keine Ansatzpunkte für den Verdacht entdecken können, dass die Spieler um ihr Wechselgeld betrogen werden würden. Stattdessen könnten diese, wie in den USA üblich, die Cent-Beträge über die besetzten Kassen abholen. Das wusste der Spieler offenbar nicht. Immerhin: Die Behörde erklärte dem Casino, dass es sinnvoll wäre, entsprechende Hinweise an den Ticket-Automaten anzubringen. Dieser Bitte ist das Casino offenbar unmittelbar danach nachgekommen. Ebenso wurde ein dritter Vorwurf des Spielers entkräftet, welcher behauptete, dass nicht ausgezahlte Gelder nicht in den staatlichen Fonds für Glücksspielanbieter fließen würden. Laut IEB habe das Casino auf diese Zahlungsinfrastruktur keinerlei Zugriffsmöglichkeiten und könne die Gelder dementsprechend gar nicht umleiten.
Ansichten, die der Anwalt des Spielers offenbar nicht teilen kann. Stattdessen erklärte dieser bereits, dass man vor ein höheres Gericht ziehen wolle. Im Detail äußerte sich der Rechtsbeistand des Spielers gegenüber einer Bostoner Zeitung: „Wenn es das Ziel der Glücksspielbehörde ist, dass das Glücksspiel in Massachusetts integrer bleibt, stellt sich bei uns die Frage, warum die Vertreter des Encore mit den Prüfern des IEB zusammensaßen und an der Präsentation der Untersuchungsergebnisse teilnahmen, während wir weder kontaktiert noch eingeladen wurden, ebenfalls dran teilzunehmen. Jetzt freuen wir uns darauf, die Klage energisch voranzutreiben, damit Black Jack und Spielautomaten im Encore Casino wieder in fairer und ehrlicher Weise gespielt werden können.“ Die Behörden erklärten als Rückmeldung hierauf wiederum, dass man die Sichtweise des Anwalts zwar nicht teile, aber verstehen könne, dass dieser nun die nächsthöhere Instanz ansteuere.