In den letzten Tagen haben verschiedene Politiker des britischen Parlaments scharfe Kritik an der Gambling Commission geäußert. Auf Grundlage einer Studie wurden verschiedene Zahlen vorgetragen, mit denen die Auswirkungen des Glücksspiels verdeutlicht werden sollten. Das Ergebnis aus Sicht der Parlamentarier war eindeutig: Die Glücksspielbehörde tut zu wenig für den Spielerschutz und sei teilweise sogar „ungeeignet“ für diese Aufgabe. Eine Kritik, welche die Gambling Commission so nicht auf sich sitzen lassen möchte.
Entzündliche Stimmung in Englands Glücksspielbranche
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Die Nerven in der britischen Glücksspielbranche liegen zwar noch nicht blank, dennoch ist die Stimmung aber mindestens als angeschlagen zu bezeichnen. Ein Grund dafür ist der Glücksspiel-Report, den eine Gruppe Parlamentarier in den letzten Tagen veröffentlicht hat. Dieser nimmt das Spiel in Großbritannien einmal gründlich unter die Lupe, zudem stellen die Politiker verschiedene Forderungen auf. Generell müsse der Spielerschutz deutlich stärker umgesetzt werden als bisher, so heißt es in dem Bericht. Gefordert wird in diesem Zusammenhang zum Beispiel, dass in den Casinos im Internet nur noch maximal zwei Pfund pro Runde eingesetzt werden dürfen. Damit orientiert sich diese Vorgabe an den Beschränkungen für die stationären Fixed Odds Betting Terminals. An diesen konnte bis vor einigen Monaten noch ein Einsatz von bis zu 100 Pfund pro Runde aufgebracht werden. Mittlerweile ist bei zwei Pfund pro Spielrunde Schluss.
Nicht nur indirekt, sondern auch direkt, kritisierte die Gruppe der Parlamentarier mit dem Namen Gambling Related Harm All-Party Parliamentary Group (APPG) somit die Glücksspielbehörde und ihre Arbeit. Die Kontrollen seien online schlichtweg nicht ausreichend und würden demnach keinen Schutz für die Spieler bringen.
Gleiche Regeln für Online-Betrieb und stationäres Angebot gefordert
Generell äußert die Gruppe vor allem Kritik daran, dass das stationäre Glücksspiel und das Spiel in den Online Casinos unterschiedlich behandelt werden würden. So hätten die gefährdeten Spieler schließlich nichts davon, wenn sie an der nächsten Straßenecke zwar nicht mehr Geld einsetzen könnten, dies anschließend aber mit wenigen Klicks zuhause im Internet tun können. Das Glücksspielgesetz, welches zu Teilen noch aus dem Jahre 2005 stammt, müsse demnach grundlegend geändert werden, um mit einem eigentlich analogen Gesetz auch im digitalen Zeitalter mithalten zu können. Das Argument des stationären Handels, dass ein Einsatzlimit zahlreiche Jobs kosten könnte, würde man zudem bei den Online-Anbietern nicht akzeptieren.
Unterstützt werden die Politiker möglicherweise an breiter Front, was die Angelegenheit speziell für die Glücksspielbranche gefährlich werden lässt. Immerhin handelt es sich bei der APPG um eine parteiübergreifende Gruppierung. Anders gesagt: Die jeweiligen Politiker dürfen hier auf Zuspruch von ihrer eigenen Partie hoffen. Und: Sowohl die Labour-Party als auch die Torys stehen hier dem Vorstoß.
Gambling Commission enttäuscht über Kritik
Nur kurze Zeit, nachdem der Glücksspiel-Report der APPG veröffentlicht wurde, gab es jetzt eine Rückmeldung der britischen Gambling Commission. Ein Sprecher erklärte, dass man das digitale Glücksspiel definitiv im Auge habe und die Entwicklung genau verfolge. Die Vorwürfe der Politiker könne man deshalb nicht verstehen. In diesem Zusammenhang verwies der Sprecher auf die Rede von UKGC-Chef Neil McArthur, der erst vor wenigen Tagen Kritik an der Glücksspielbranche Maltas äußerte und hier forderte, dass sich diese besser an die Regeln der britischen Behörden halten. „Wir sind enttäuscht, dass dieser Report veröffentlicht wurde, ohne uns die Chance zu geben, der APPG unsere Beweislage vorzutragen“, so der Sprecher der Behörde gegenüber den Medien. Ergänzend teilte der Sprecher mit, dass man als britische Glücksspielbehörde jederzeit Maßnahmen einleite, mit denen der Schutz der Spieler noch intensiver gewährleistet werden kann.
Nicht nur die Gambling Commission dürfte enttäuscht sein, auch die Branche selbst. Neben der Enttäuschung dürfte hier aber vor allem die Ungewissheit regieren, schließlich könnte ein Online-Einsatzlimit von nur noch maximal zwei Pfund enorme Auswirkungen auf die Umsätze haben. Das befürchten offenbar auch die Anleger und so gaben die Aktien zahlreicher großer Glücksspielunternehmen an der Londoner Börse in den letzten Tagen stark nach. Ob diese Angst begründet ist, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Hoffnungen machen der Branche die Worte der UKGC, welche den Markt offenbar stark genug reguliert sieht. Zusätzlich dazu dürften auch die britischen Staatskassen stark daran interessiert sein, das blühende Glücksspiel im Königreich nicht allzu stark einzuschränken. Immerhin spülen die Glücksspielanbieter Jahr für Jahr Millionenbeträge in den Haushalt – zum Beispiel durch Steuern oder andere Glücksspielabgaben. Es wird sich also erst zeigen müssen, wie erfolgreich die APPG mit ihrem offensiven Vorstoß sein wird.