Vor wenigen Tagen hat der Entwickler Rockstar Games für seinen ungemein erfolgreichen Titel „GTA 5“ ein neues Update herausgebracht. Spieler können fortan ihr Glück im sogenannten GTA Diamond Casino herausfordern und hier im besten Fall tolle Preise für die virtuelle Welt gewinnen. Doch es gibt ein Problem: In Deutschland befeuert das GTA Diamond Casino die Debatte um verbotene Glücksspiele in Videospielen noch einmal neu. Zahlreiche Experten warnen vor möglichen Auswirkungen auf die Jugend, aber sind diese kleinen „Spielereien“ in den Video Games überhaupt echtes Glücksspiel?
Lootboxen als Gelddruck-Maschine für Entwickler
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Was genau sind eigentlich Lootboxen? Für ältere Menschen ist dieser Begriff in der Regel etwas vollkommen Neues. Wer früher Videospiele gespielt hat, hat sich den Titel gekauft und darauf gewartet, dass vielleicht im nächsten Jahr eine neue Entwicklung auf den Markt kommt. Mit dem einmaligen Kaufpreis waren sämtliche Kosten getilgt. Mittlerweile hat sich die Branche allerdings deutlich verändert. Die Entwickler benötigen für ihre aufwendigen Games deutlich mehr Zeit, so dass schnell mehrere Jahre zwischen zwei Titeln vergehen können. In dieser Zeit möchten die Entwickler, wie in diesem Fall Rockstar Games, aber natürlich trotzdem weiter Geld verdienen.
Genau da kommen die Lootboxen ins Spiel. Hierbei handelt es sich im Prinzip um Überraschungskisten, die innerhalb der Video-Games für echtes Geld erworben werden können. Erstmalig aufgetaucht sind diese In-Game-Käufe Anfang der 2000er-Jahre in Spielen in Asien, mittlerweile gehören sie zum absoluten Standard. Entwickler wie EA (FIFA 2019) oder die Macher von Fortnite verdienen mit den Lootboxen mehr Geld, als durch den Verkauf der Spiele.
FIFA 19 und Fortnite feuerten die Diskussionen erstmals an
In Europa beschäftigen sich die Länder bereits seit mehreren Monaten mit den Lootboxen. Erstmalig darüber diskutiert wurde im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von FIFA 2019. Innerhalb des Spiels können Spielerpakete gezogen werden, in denen sich im besten Fall Top-Stars wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi verbergen. Wer einen derartigen Spieler, oder mehrere, zieht, steigert den Wert seiner Mannschaft enorm und damit auch die Chancen, online erfolgreich zu spielen. Beim Spiel Fortnite wiederum können die Gewinne aus den Lootboxen ausschließlich für optische Verschönerungen, wie etwa ein neues Skin, eingesetzt werden.
Dennoch sind viele Behörden der Meinung, dass es sich bei den In-Game-Käufen um reines Glücksspiel handelt. In Belgien etwa hat die Regierung die Lootboxen bereits verboten, andere Länder überlegen, ob sie hier nachziehen. Neu angefeuert wird die Debatte jetzt durch den äußerst beliebten Titel „GTA 5“, der weltweit von mehreren Millionen Spielern gespielt wird. Die Macher Rockstar Games treiben es hier mit den Lootboxen nämlich noch einen Schritt weiter.
Echtes Geld im virtuellen Casino setzen?
Vor wenigen Tagen hat im Titel „GTA 5“ das sogenannten Diamond Casino eröffnet. Hierbei handelt es sich um ein virtuelles Casino, in welchem die Spieler zum Beispiel an Spielautomaten, beim Roulette oder beim Black Jack ihr Glück herausfordern können. So weit kein Problem, schließlich können nur Preise für die Nutzung innerhalb des Spiels gewonnen werden. Spieler erhalten also kein echtes Geld, sondern lediglich die virtuelle Währung von GTA und können sich im Spiel zum Beispiel neue Fahrzeuge, Wohnungen oder andere Dinge „gönnen“. Das Problem findet sich an anderer Stelle: Die Dollars, die im Casino eingesetzt werden können, lassen sich nämlich mit echtem Geld erwerben. Für rund 75 Euro können Spieler gut acht Millionen GTA-Dollar erwerben. Für viele Behörden ist damit der Tatbestand des Glücksspiels eindeutig erfüllt. In Deutschland greift derzeit für das Spiel eine Sonderregelung: Erworbene Dollar dürfen im Casino nicht eingesetzt werden. Stattdessen dürfen die Spieler hier nur Gelder einsetzen, die sie innerhalb des Spiels zum Beispiel durch das Erfüllen von Missionen erarbeitet haben.
In der Bundesrepublik fallen die Lootboxen bislang noch nicht unter das Glücksspiel, was aber vor allem darin begründet liegt, dass noch keine einheitliche Behörde über die Bewertungen der Spiele entscheidet. Stattdessen liegt die Kontrolle über diese Angebote bei den Bundesländern. Rockstar Games wiederum hat sich insofern abgesichert, dass der Titel erst ab einem Alter von 18 Jahren gespielt werden kann. Zumindest in der Theorie ermöglicht der Entwickler Jugendlichen und Kindern also keinen Zugang zum virtuellen Spiel im Diamond Casino. Es liegt allerdings auf der Hand, dass das Spiel weltweit auch von zahlreichen Minderjährigen gespielt wird. In gut 50 verschiedenen Nationen ist der Zutritt ins Diamond Casino daher aktuell auch nicht möglich. Deutsche Spieler müssen sich jedoch keine Sorgen machen: Eine einheitliche Regulierung ist noch lange nicht in Sicht und dementsprechend auch kein Verbot des virtuellen Spiels im Diamond Casino. Gefordert wird allerdings von Teilen der Politik, dass die Spiele mit Glücksspielinhalten künftig klar gekennzeichnet werden und zudem nur von Erwachsenen erworben werden können – das würde im Prinzip kaum einen Unterschied zur aktuellen Situation bedeuten.