In Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten im Glücksspiel eine Menge getan. Das Ende der Fahnenstange ist jedoch noch lange nicht erreicht. Schon im Sommer soll der Markt einen neuen Aufschwung erleben. Ab dem 1. Juli 2021 sollen die Poker-Spiele und Automatenspiele online offiziell erlaubt werden. In diesem Zusammenhang droht der Branche jedoch möglicherweise eine Netzsperre. Die könnte genutzt werden, um Anbieter ohne Lizenz vom Markt fernzuhalten. Doch wie wahrscheinlich ist das IP-Blocking? Und wie effektiv könnte der Markt so beschnitten werden?
Netzsperre für Online Casinos: Vorzeichen verdichten sich
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Über die vergangenen Jahre wurde in der Bundesrepublik viel gegrübelt. Ein neuer Weg für den Umgang mit dem Online-Glücksspiel musste gefunden werden. Und das offenbar mit Erfolg. Die Bundesländer konnten sich nach langen Verhandlungen und Debatten darauf einigen, dass das Online-Glücksspiel größtenteils legalisiert werden soll. Bereits am Sommer dieses Jahres können deutsche Spieler in den Online Casinos dann sowohl Poker als auch Spielautomaten spielen. Allerdings nur dann, wenn der Anbieter eine offizielle Lizenz der deutschen Regulierungsbehörden besitzt. Und genau hier wird es spannend.
Bislang sind zahlreiche Unternehmen mit einer EU-Lizenz auf dem deutschen Markt aktiv. Einer der Gründe hierfür: Eine einheitliche deutsche Lizenz war lange Zeit nicht vorhanden. Eine Grundlage für das Glücksspiel im Internet gab es nicht. Das ändert sich nun. Künftig werden klare Regelungen verfasst, an die eine deutsche Lizenzierung gebunden ist. Um zu verhindern, dass Anbieter ohne Lizenz ihre Spiele anbieten, soll offenbar eine Netzsperre ins Leben gerufen werden.
Kosten für IP-Blocking explizit aufgeführt
Die Vorzeichen für das sogenannte IP-Blocking verdichten sich jedenfalls. So war bereits in den Erklärungen zum Glücksspieländerungsstaatsvertrag die Rede von möglichen Kosten für das IP-Blocking. Dies ist also ein Faktor, den die Behörden bei der Gestaltung der Regeln fest einbeziehen. Dazu passt eine Stellenanzeige der neuen Glücksspielbehörde, die jüngst die Runde machte. In der Ausschreibung wird nach einem Sachbearbeiter gesucht, zu dessen Aufgabenbereich offenbar auch die Kontrolle der IP-Sperrungen gehören soll. Der Grundgedanke dahinter ist natürlich simpel. Anbieter, die keine deutsche Lizenz besitzen, sollen im wahrsten Sinne des Wortes unerreichbar werden. Spieler könnten die Webseiten der Anbieter schlichtweg nicht abrufen.
In Frage kommt diese Sperre nur für die Unternehmen, die sich nicht um eine deutsche Lizenz bemühen oder denen diese nicht erteilt wurde. Für die Spieler soll die Netzsperre also einen Schutz darstellen.
Gefahr der Abwanderung besteht
In der Praxis gibt es zwischen dem Nutzen und der Gefahr durch die Netzsperren durchaus ein paar klaffende Lücken. Der Nutzen ist unbestritten. Das IP-Blocking ist enorm effektiv und kann die betreffenden Webseiten ohne große Mühe vom Markt verdrängen. Blicke in andere Nationen zeigen, wie es gehen kann. Allerdings ergibt sich auch die eine oder andere Gefahr aus den Netzsperren. Diese hängen mit den weiteren Vorgaben zusammen. Sollten legale Anbieter breite Angebote zur Verfügung stellen dürfen, dürften die Netzsperren keine großen Auswirkungen haben. Gefährlich wird es, wenn das Angebot auf dem legalen Markt nicht attraktiv genug ausfällt. Dann droht die Abwanderung der Spieler auf einen nicht regulierten Schwarzmarkt. Das Problem: Genau in diese Richtung scheint man in Deutschland zu steuern. Ein Faktor hierfür ist das „Große Spiel“ wie Roulette oder Black Jack. Diese Spiele sind ausschließlich in Spielbanken gestattet. Und so soll es nach dem Willen des Änderungsvertrages weitergehen.
Es könnte also sein, dass die legalen Online Casinos keine Live-Spiele zur Verfügung stellen dürfen. Die Gefahr einer Abwanderung wäre enorm. Genau das Gleiche gilt bei möglichen Einsatzvorgaben oder Einzahlungsbeschränkungen. Je stärker das Spiel beschnitten wird, desto größer ist die Gefahr, dass Spieler auf den Schwarzmarkt ausweichen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch. Es wird darüber diskutiert, ob die Entscheidung für das Große Spiel nicht lieber Ländersache sein sollte. Jedes Bundesland könnte individuell bestimmen, ob die Live-Spiele online dann erlaubt wären. Die Folge wäre jedoch ein Flickenteppich an Regelungen mit möglicherweise ganz unterschiedlichen Vorgaben. Auch dieser würde jedoch nur dann funktionieren, wenn das legale Spielangebot attraktiv genug bleibt. Noch immer steht die Politik also vor einer horrenden Herausforderung: Das Spielangebot attraktiv, aber sicher genug zu halten. Und es scheint, als ob man sich hier maßgeblich auf die Netzsperren verlassen wolle.