In der britischen Glücksspielbranche wird in den letzten Wochen heftig debattiert und diskutiert. Die Politik fordert in vielen Teilen eine strenge Regulierung der Branche, diese wiederum möchte stärkere Beschränkungen durch den Staat natürlich um jeden Preis vermeiden. Aus diesem Grund wurden zum Beispiel die Sozialabgaben auf freiwilliger Basis erhöht. Jetzt möchte die Branche zudem den Kontakt zur Politik intensivieren und für einen besseren Austausch sorgen. Umgesetzt werden soll dies durch einen neuen Verband, der möglicherweise noch im Herbst dieses Jahres seinen Dienst aufnehmen kann.
Aus RGA und ABB mach BGC
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Mit der Remote Gambling Association (RGA) und der Association of British Bookmakers (ABB) hat die britische Glücksspielbranche zwei enorm starke Interessensverbände. Diese sollen die Kommunikation mit der Politik vorantreiben und dafür sorgen, dass sich Industrie und Politik auf einem Niveau begegnen können. Jetzt allerdings wird ein neuer Weg eingeschlagen. Die beiden genannten Verbände sollen aufgelöst werden, bzw. zum Betting and Gambling Council fusionieren. Läuft alles wie geplant, könnte die Fusion schon in den kommenden Monaten komplett abgeschlossen sein. Nach Zeitplan soll die neu geschaffene Behörde dann bereits ab Herbst mit ihrer Arbeit beginnen können. Im Detail heißt es, dass die BGC für ein sicheres und unterhaltsames Spielerlebnis eintreten soll und als Sprachrohr zwischen Industrie, Politik und Gesellschaft auftreten wird. Geplant ist, dass sich künftig alle Unternehmen an der Arbeit des Verbandes beteiligen können, sofern diese eine Lizenz der britischen Glücksspielbehörden vorweisen können. Laut Schätzungen der Organisatoren dürften rund 90 Prozent der Unternehmen künftig als Mitglieder des Verbandes tätig werden. Ob dies wirklich so kommt, ist aber natürlich noch vollkommen offen.
Wie der Verband mitteilte, wolle man gemeinsam mit der Politik und der Gesellschaft hohe Standards festlegen, mit denen glücksspielbezogene Schäden aller Art reduziert werden können. Ein übergeordnetes Ziel liegt dementsprechend darin, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Glücksspielbranche zu steigern. Obwohl es dem britischen Glücksspielmarkt unterm Strich ziemlich gut geht, hat dieser rund um das Vertrauen und die Integrität in den letzten Monaten doch Einbußen hinnehmen müssen. Die Branche selbst ist mit der Einführung des neuen Verbandes offenbar zufrieden. So erklärt Paul Darling als Vorsitzender des ABB: „Ich begrüße die Gründung des Betting and Gaming Council. Dieses ermöglicht den Austausch über noch hochwertigere Praktiken in der Branche und wird die Innovationsfähigkeit rund um noch sicherere Glücksspielangebote deutlich steigern.“
Führung von BGC wird von Brigid Simmonds übernommen
Dass man sich mit dem neuen Verband einigen ernsthaften Aufgaben im Bereich des Glücksspiels gegenübergestellt sieht, scheint der Branche klar zu sein. Aus diesem Grund verlässt sich man bei der Führung und Leitung auf Brigid Simmonds. Speziell in der britischen Unterhaltungsindustrie konnte sich Simmonds mehrfach einen Namen machen. 2006 wurde sie zum Beispiel für ihre Leistungen im Bereich des Sports offiziell als Offizierin des British Empire ausgezeichnet. Gleichzeitig ist Simmonds ehemalige Treuhänderin der Spielerschutzorganisation GambleAware und war von 2009 an Vorsitzende der British Beer & Pub Association. Auch hier gab es lange Zeit heftige Kritik gegen die Branche, Simmonds hat diese mit guter Arbeit aber wieder in ruhigeres Fahrwasser steuern können. Das bestätigt auch John Coates, der Simmonds als CEO von bet365 bereits seit einigen Jahren kennt. Die Erfolge seien herausragend, so Coates. Gleichzeitig sagt er: „Ich weiß, dass sie die Zusammenarbeit in der gesamten Branche bei allen Initiativen für sicheres Glücksspiel vorantreiben wird. Sie wird versuchen, gemeinsam alle Herausforderungen anzugehen, vor denen wir als Branche stehen.“
Simmonds selbst freut sich auf ihre neue Aufgabe und erklärte im Rahmen der Einberufung in das Amt: „Ich freue mich darauf, dem Betting and Gambling Council als erste Vorsitzende beizutreten. Die Glücksspielindustrie leistet einen enorm wichtigen Beitrag zur Freizeitindustrie und zur Wirtschaft. Es gibt jedoch auch kritische Fragen, mit denen der Sektor konfrontiert wird. Deshalb werde ich sicherstellen, dass die Etablierung eines sicheren Spielumfelds oberste Priorität genießt.“
Es warten zahlreiche Aufgaben
So viel steht schon jetzt fest: Auf Simmonds und den neuen Verband wartet eine ganze Menge Arbeit. Die britische Glücksspielbranche ist in der jüngeren Vergangenheit wieder stärker in die Kritik geraten – wenn auch nur auf Seiten der Politik. So fordert zum Beispiel der Labour-Politiker Tom Watson, dass die Glücksspielunternehmen mit einer Lizenz nach 2014 diese verlieren sollen und sich stattdessen noch einmal den Lizenzierungsvorgang durchlaufen müssen. Ebenso wurden in der jüngeren Vergangenheit immer wieder kritische Stimmen laut, die eine stärkere Zahlung von Sozialabgaben auf Seiten der Branche fordern. Diese zahlt zwar bereits einen gewissen Betrag an gemeinnützige Organisationen und Hilfseinrichtungen, allerdings könne dieser in den Augen vieler Politiker nicht als ausreichend bezeichnet werden. Als direkte Reaktion auf die Androhung einer gesetzlichen Vorgabe haben die Unternehmen daher vorgegriffen und sich dazu bereiterklärt, die Abgaben künftig auf freiwilliger Basis zu erhöhen. Und das sind lediglich zwei der zahlreichen Baustellen auf dem britischen Markt.