In Großbritannien gibt es wieder einmal Aufregung. Nachdem die Gambling Commission wieder einmal Unternehmen aufgrund mangelhafter Umsetzungen beim Spielerschutz abmahnen musste, scheinen einige Politiker nun endgültig die Nase voll zu haben von der Glückspielbranche. Tom Watson, der stellvertretende Vorsitzende der Labour Partei, fordert jetzt in einem Brief an den Kultussekretär Jeremy Wright, dass die nach 2014 ausgestellten Glücksspiellizenzen widerrufen werden sollen. Eine Forderung, die in der ohnehin angespannten Lage in Großbritannien noch weiteren Zündstoff liefern dürfte.
Kontrollbehörde soll nicht ständig nach Verstößen suchen
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In der britischen Glücksspielbranche geht es wieder einmal rund. Erst vor wenigen Tagen hat die Gambling Commission Strafzahlungen in Höhe von rund 4,5 Millionen Pfund von verschiedenen Unternehmen gefordert, da diese gegen die Vorgaben im Bereich des Spielerschutzes verstoßen haben sollen. Längst nicht die einzige Strafe: In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Unternehmen zur Kasse gebeten, die zum Teil empfindliche Strafen in Millionenhöhe bezahlen mussten. Tom Watson, dem Vorsitzenden der Labour Partei, ist das offenbar alles mittlerweile etwas zu viel. In einem Brief an den Kultussekretär Jeremy Wright fordert Watson jetzt, dass den Glücksspielunternehmen die Lizenz entzogen werden soll – zumindest dann, wenn diese nach 2014 ausgestellt wurde. Der Politiker erklärt, dass es nicht sein könne, dass bei rund einem Drittel aller Unternehmen auf dem Markt Verstöße festgestellt werden. Zusätzlich beschreibt Watson, dass die Anbieter durch ihren Sitz außerhalb Großbritanniens offenbar nicht richtig bereit dazu sind, die Rahmenbedingungen des Vereinigten Königreichs zu akzeptieren.
Der Politiker erklärt, dass es eine Ehre für die Unternehmen sei, ihre Produkte auf dem britischen Glücksspielmarkt anbieten zu dürfen. Genau so hätten sich die Konzerne auch zu verhalten. Stattdessen sehe die Aktualität allerdings so aus, dass die Aufsichtsbehörde ständig damit beschäftigt sei, nach neuen Verstößen gegen das Glücksspielgesetz zu suchen. „Wir benötigen eine strukturierte Antwort auf diese Situation. Dies erfordert eine vollständige Überarbeitung unseres Verzeichnisses der aktuellen Online-Lizenzen“, so Watson. Und weiter: „Diese Überprüfung wäre eine Gelegenheit für Online Lizenzinhaber, sich erneut um das Privileg zu bewerben, in Großbritannien operieren und Marketing betreiben zu dürfen.“
Unternehmen sollen sich noch einmal für Lizenz bewerben
Im Klartext bedeutet das also, dass sich der Politiker zwar für einen Widerruf der Lizenzen ausspricht, den Anbietern den Weg auf den Markt jedoch auch nicht komplett verbauen möchte. Stattdessen sollen sich diese noch einmal in Großbritannien bewerben können, wenn die Glücksspielgesetzgebung überarbeitet wurde. Watson fordert, dass sämtliche Rahmenbedingungen noch einmal neu geprüft werden sollten. Damit sind also zum Beispiel die Identität mit dem britischen Markt, die finanzielle Integrität oder auch die Partnerschaften mit Sportvereinen und ähnlichem gemeint. Zusätzlich müsse man auch neu bewerten, welche Beiträge die Unternehmen im Bereich der Suchtbekämpfung leisten würden. Insgesamt könne man so in den Augen von Watson eine Neuaufstellung der Branche erreichen, mit der man künftig den Druck auf die Glücksspielunternehmen erhöhe.
In seinem Brief an Wright belässt es Watson aber nicht nur bei der Überarbeitung im Lizenzierungsprozess, sondern fordert stattdessen eine Reformation der gesamten Glücksspielbranche bzw. eine Überarbeitung des Glücksspielgesetzes. Das britische Gesetz stammt aus dem Jahre 2005. In den Augen von Watson ist es damit nicht mehr zeitgemäß und behandele das digitale Spiel nicht ausreichend. Der Politiker stützt sich dabei unter anderem darauf, dass im Gesetz häufiger vom Postweg als vom Internet die Rede sei – durchaus also ein schlagfertiges Argument.
Watson will in Großbritannien aufräumen
Die Branche der Online Casinos ist allerdings längst nicht der einzige „Gegenspieler“ auf den es der Labour-Politiker abgesehen hat. Watson spricht sich auch dafür aus, dass Sportwetten-Fans und Spieler zum Beispiel künftig einen Bonitätscheck absolvieren müssen, bevor sie ihre Wetten oder Einsätze platzieren. Die Nutzung von Kreditkarten für die Abwicklung von Glücksspiel-Zahlungen lehnt der Politiker kategorisch ab. Man müsse dafür sorgen, dass die Ungleichheit zwischen der analogen Branche und der digitalen Branche beseitigt werden könne, fordert der Politiker. So seien die landbasierten Anbieter zum Beispiel immer streng überwacht worden, im Internet würden die Kontrollen in dieser Strenge jedoch ausbleiben.
Die große Frage ist allerdings, in wie weit die Forderungen von Watson auch von anderen Teilen der Politik aufgegriffen werden. Der Politiker gilt generell als echter Hardliner im Kampf gegen das Online-Glücksspiel und erklärte einst, dass es sich beim Glücksspiel um die „versteckte Epidemie“ Großbritanniens handele. In diesem Zusammenhang forderte der Politiker auch, dass das Spiel künftig als „Notfall für die öffentliche Gesundheit“ behandelt werden sollte. Wenig überraschend ist Watson mit dieser doch sehr krassen Meinung in Großbritannien aber weitestgehend isoliert. Dass die Forderungen also wirklich umgesetzt werden, ist mehr als fraglich. Aber: Von der Remote Gambling Association (RGA) gab es für die Forderungen Zuspruch. Die Organisation erklärte aber im gleichen Atemzug, dass man bereits jetzt hohe Summen in den Verbraucherschutz investiere.