Großbritannien: Rücktritt von Glücksspielgegner Tom Watson

    Wenn sich in Großbritannien in den letzten Jahren ein Politiker im Kampf gegen das Glückspiel besonders engagiert hat, dann Labour-Mann Tom Watson. Der stellvertretende Parteivorsitzende hat in der Vergangenheit nicht nur aktiv Maßnahmen rund um das Glücksspiel gefördert, sondern setzt sich auch schon seit geraumer Zeit für die Verschärfung der Glücksspielgesetze ein. Jetzt allerdings verkündete Watson seinen politischen Rücktritt. Die Glücksspielbranche dürfte es freuen.

    Krise im Gesundheitssystem für Watson wichtiger

    Tom Watson war in den letzten Jahren durchaus eine schillernde Figur in der britischen Politik. Seit 2015 war er stellvertretener Parteivorsitzender der Labour-Partei, bereits seit gut 35 Jahren ist Watson in der Politik hauptberuflich aktiv. Die letzten Jahre verbrachte dieser vor allem damit, Stimmung gegen die Glücksspielgesetze im Land zu machen. Das wird sich künftig ändern. Der Politiker teilte jetzt überraschend seinen Rücktritt mit und erklärte, dass er sich künftig der Verbesserung des Gesundheitssystems widmen wolle. Die Glücksspielbranche darf also erst einmal aufatmen.

    Allerdings ist derzeit noch unklar, wie genau sich die Labour-Party damit künftig gegenüber dem Glücksspiel verhält. Experten erklären, dass mit Watson das „Zugpferd“ im Kampf gegen das Spiel abgezogen ist. Damit dürfte sich die Einstellung tendenziell zumindest leicht zugunsten der Branche verschieben. Ob dem aber wirklich so ist, werden die kommenden Monate zeigen.

    Glücksspielgegner dankt ab

    Fakt ist jedenfalls, dass sich in den letzten kaum ein anderer Politiker derart stark dafür eingesetzt hat, dass das Glücksspiel in Großbritannien in schärfere Bahnen geleitet wird. Erst in diesem Jahr zum Beispiel wurde eine Initiative gestartet, welche sich zur Förderung des bewussten Umgangs mit dem Glücksspiel einsetzt. In der Vergangenheit galt Watson zudem als großer Freund der Einsatzbeschränkung an den Fixed Odds Betting Terminals, welche auf aufgrund seines Drucks umgesetzt wurde. Gleich mehrere Politiker waren mit Blick auf diese Forderung besonders energisch. Tracey Crouch, die ehemalige Ministerin für Sport, Digitales, Kultur und Medien forderte diese Anpassung zum Beispiel derart intensiv, dass sie aufgrund einer drohenden Verzögerung der Gesetzeserneuerung ihren Rücktritt erklärte.

    Ebenfalls in diesem Jahr sorgte der Politiker aber wohl für das größte Aufsehen rund um die Glücksspielbranche. Hier wandte sich Watson persönlich an die zuständigen Behörden Maltas und forderte diese auf, die nach 2014 ausgestellten Lizenzen für britische Unternehmen zurückzuziehen. Nur gut zwei Monate später setzte sich der Politiker dann in der Heimat dafür ein, dass die Glücksspielgesetze komplett überarbeitet werden. Dies sei notwendig, so Watson, da sich die Gesetzeslage auf das analoge Glücksspiel beziehen würde, obwohl heute vor allem das digitale Glücksspiel im Fokus stünde. Damit nicht genug: Watson war auch derjenige, der gemeinsam mit Partei-Kollegen einen Ombudsmann als Beobachter für die britische Glücksspielbranche gefordert hat. In den jüngsten Forderungen verlangte der Politiker jetzt vor seinem Rücktritt, dass Kreditkartenzahlungen von den Online-Glücksspielanbietern nicht mehr akzeptiert werden dürften. Reaktionen aus der Branche sind bisher noch nicht bekannt. Überspitzt gesagt dürften in einigen Unternehmen aber die Sektkorken geknallt haben.

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