Großbritannien: Spieler können Karten für Glücksspiele sperren lassen

    Auf dem britischen Glücksspielmarkt geht es immer wieder hitzig zur Sache. In den meisten Fällen steht dabei der Spielerschutz im Fokus, den Politiker im Prinzip durchgehend intensivieren wollen. Eine derartige Richtung schlagen nun aber auch immer mehr Banken des Landes an. Nachdem bereits die HSBC ihren Kunden eine Sperre für die Glücksspiel-Angebote zur Verfügung stellt, zieht mit der Halifax nun die nächste große Finanzgruppe nach.

    Sperren und entsperren mit Freeze-Tool

    Das war wieder einmal eine hektische Woche für die britische Glücksspielbranche. Zunächst erklärte der bekannte Glücksspielgegner Tom Watson seinen Rücktritt, was als recht freudiges Ereignis aus Sicht der Branche bezeichnet werden kann. Weniger erfreulich war die Kritik an den Online-Angeboten im Rahmen der Responsible Gambling Week. Und ebenfalls unerfreulich sind jetzt für die Branche auch die Meldungen, dass immer mehr Banken ihren Kunden Sperrfunktionen für die Kredit- und Debitkarten zur Verfügung stellen.

    Erst jüngst brachten Studien hervor, dass zahlreiche Briten mit den Kreditkarten ihre Einsätze im Spiel bezahlen. Suchtforscher und Verbraucherschützer befürchten, dass dadurch zu häufig mit geliehenen Geldern gespielt wird und sich die Menschen schneller in der Schuldenfalle wiederfinden. Dem möchten nun offenbar auch die Banken gegenübertreten.

    Halifax folgt auf HSBC

    Jüngst teilte die britische Finanzgruppe Halifax jetzt mit, dass man seinen Kunden ein eben solches Tool ebenfalls zur Verfügung stelle. Öffnen Kunden der Bank die App des Geldhauses, findet sich hier mit dem „Einfrieren für die Glücksspielkarten“ eine neue Funktion. Durch einen Klick können die Kunden so sämtliche Kredit- und Debitkarten für die Transaktionen sperren, die einen Rückschluss auf den Glücksspielbereich zulassen. Der besondere Clou: Nutzer können die Sperre im Prinzip jederzeit wieder aufheben. Allerdings funktioniert dies erst nach einer zweitägigen Wartezeit, die vom Unternehmen als „Auftauzeit“ bezeichnet wird. Elyn Cornfield, die Geschäftsführerin im Bereich Konsumfinanzierung, erklärt hierzu: „Wir wissen, dass Menschen, die einen höheren Anteil ihres Einkommens verspielen, mit größerer Wahrscheinlichkeit einem finanziellen Druck ausgesetzt sind. Daher haben wir dieses Tool eingeführt, um ihnen zu helfen, die Situation zu bewältigen. Wichtig ist, dass wir mit der Einführung einer Auftauzeit helfen, jene zu schützen, die andernfalls impulsiv zum Glücksspiel zurückkehren könnten.“ Konkret dient die zweitägige „Auftauzeit“ also dazu, um die Spieler vor übereilten Entscheidungen zu schützen.

    Abgesehen von der Sperrfunktion stellt die Halifax-Gruppe ihren Kunden laut eigener Aussage noch weitere Schutzmaßnahmen zur Verfügung. So arbeite man zusammen mit der bekannten Warwick University gerade an einer Studie, welche mögliche Schäden durch das Glücksspiel verdeutlichen soll. Die Ergebnisse der Studie sollen laut Aussage der Bank dann an die Glücksspielbehörde und weitere Institutionen verteilt werden. Ebenso würde die Bank unterschiedliche Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter in der Kundenbetreuung anbieten, um diese zu sensibilisieren.

    Glücksspiel-Finanzen stärker im Blick

    All das deutet darauf hin, dass die Glücksspiel-Finanzen der Spieler in Großbritannien künftig noch stärker überwacht werden. Ein Eindruck, der ganz offensichtlich nicht täuscht. Auch der riesige Zahlungsdienst PayPal geriet „auf der Insel“ zuletzt in die Kritik. Herauskam, dass Spieler bis zu 150.000 Pfund pro Tag problemlos via PayPal bei Online-Glücksspielanbietern einsetzen können. Der Zahlungsriese teilte daraufhin mit, diese Zahlungen künftig stärker kontrollieren zu wollen. Neben PayPal haben zudem jüngst zahlreiche weitere Banken ihren Kunden die Möglichkeit zur Verfügung gestellt, die Karten und Konten für die Glücksspiele sperren zu lassen. Als größtes Bankhaus kann die HSBC genannt werden. Aber auch die Bank of Scotland oder Barclays gehren zu jenen Unternehmen, die künftig vermehrt auf den Einsatz der Gelder und Karten achten wollen. Die HSBC teilte in diesem Zusammenhang mit, dass im letzten Jahr jeden Monat rund 500.000 Kunden Einsätze in Glücksspielen platziert hätten und so im Schnitt ein Einsatz von 52,50 Pfund platziert worden sei. Zudem hätte es mehr als 12.000 Anrufe beim Unternehmen genau zu diesem Thema gegeben.

    Wohl auch deshalb erklärte jüngst die Expertin für Glücksspielverhalten, Dr. Heather Wardle, dass die Finanzbranche im gesamten Glücksspiel-Kosmos eine Schlüsselrolle einnehmen würde. Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, dass auch die Finanzinstitute ihren Teil zum Spielerschutz beitragen würden. In der Tat ist hier etwas dran. Immerhin sind die Finanzunternehmen die finanzielle Verbindung zwischen den Spielern und den Angeboten der Glücksspielunternehmen. Gut gefallen dürfte der Expertin, dass bereits weitere Banken Maßnahmen angekündigt haben. So gab die NatWest vor einigen Tagen bekannt, dass man künftig mit der GamCare zusammenarbeiten wolle. Die Organisation, welche sich gegen die Verbreitung der Spielsucht einsetzt, soll dann leerstehende Räume der Bank für die Beratung von Problemspielern nutzen können.

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