Großbritannien: Wird das Glücksspielgesetz deutlich verschärft?

    In Großbritannien befindet sich einer der mächtigsten Glücksspielmärkte der Welt. In den kommenden Wochen und Monaten soll eine neue Regulierung erfolgen. Die Briten wollen ihr Glücksspielgesetz überarbeiten. In der Branche geht die Angst um, dass die neue Regulierung den Markt deutlich einschränken könnten. Und genau in diese Kerbe schlagen nun verschiedene christliche Vereinigungen. Diese fordern ein Verbot der Glücksspielwerbung im Sport. Einem der mächtigsten Instrumente der Glücksspielbranche.

    Glücksspiel übermäßig stark im Profi-Sport vertreten

    In den vergangenen Jahren hat die Glücksspielwerbung in Großbritannien zugenommen. Zwar gab es bereits Einschränkungen wie Werbeverbote zu bestimmten Zeiten. Diese gehen den Kritikern jedoch noch längst nicht weit genug. Jüngst eingeschaltet in diese Debatte haben sich gleich mehrere christliche Organisationen. Diese nutzen die bevorstehenden Verhandlungen für eine Neu-Regulierung des Glücksspiels, um ihre eigenen Meinungen und Forderungen einzubringen. Angenehm für die Glücksspielbranche sind diese nicht. So kündigen die Church of England, die Evangelical Alliance und die Salvation Army in einer gemeinsamen Kampagne mit dem Namen „Stop Betting Ads in Sports“ der Glücksspielwerbung mächtigen Widerstand an.

    Der Zusammenschluss erklärt, dass rund 70 Prozent aller Fußball-Vereine in der Premier-League und Championship in Partnerschaften mit Glücksspielunternehmen stecken würden. Zur Erklärung: Premier League und Championship sind die beiden höchsten Profi-Ligen des Landes. Vergleichbar mit der 1. und 2. Bundesliga in Deutschland.

    Gruppen kritisieren laschen Umgang mit Werbeverboten

    Auf der Webseite der Vereinigung kritisiert diese vor allem den Umgang mit den Werbeverboten im Sport und die Bewertung des Trikot-Sponsorings. So erklärte die Vereinigung, dass das Trikotsponsoring erstaunlicherweise von den Behörden nicht als Werbung eingestuft werde. Das müsse sich dringend ändern. Ebenfalls geschlossen werden soll laut der Vereinigung ein weiteres Schlupfloch. Auf den im Handel verfügbaren Trikots für die Kinder dürfen keine Glücksspielsponsoren abgebildet werden. Anders ist dies jedoch bei den Jerseys für die Erwachsenen – im Zweifelsfall die Eltern. Hier sind die Logos und Statements der Glücksspielkonzerne weiterhin gestattet.

    Bereits vor einigen Wochen fand die Gruppe sogar noch drastischere Worte. Mitgründer Andy Frost gab damals in einem Newsportal (Premier Christian News) an, dass die Werbung im Sport das Glücksspiel verharmlose und lediglich als eine Art Spiel darstelle. In Wirklichkeit würden diese Partnerschaften Leben zerstören. Die Regierung müsse sich deshalb unbedingt dazu durchringen, sämtliche Kooperationen zwischen den Glücksspielkonzernen und den Sportvereinen zu beenden.

    Allgemeine Kritik durch Corona-Pandemie gewachsen

    Unabhängig von den Forderungen der christlichen Vereinigung ist die Kritik an den Glücksspielunternehmen in der Corona-Pandemie massiv gewachsen. Verschiedene Medienberichte etwa warfen den Konzernen vor, ihre Maßnahmen nicht der Situation angepasst zu haben. So wurde im ersten Lockdown noch versprochen, die Werbung in TV und Radio einzustellen. Für die späteren Lockdowns galt dieses Versprechen jedoch offenbar nicht mehr. Darüber hinaus wurde kritisiert, dass die Glücksspielwerbung in der Pandemie teilweise omnipräsent war. Nicht unbedingt hilfreich sind dabei weitere Berichte der Medien gewesen, die sich ausgerechnet jetzt dem Privatvermögen der größten Glücksspiel-Chefs des Landes widmeten. Herausgekommen dabei: Die Unternehmenschefs konnten ihr Vermögen insgesamt um rund fünf Milliarden Euro steigern. Kein gutes Signal in einer Zeit, in der viele Briten ihre Jobs verloren haben oder deutliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen mussten. Ein nicht geringer Teil davon dürfte wiederum auch Kunde der Glücksspiel-Chefs und ihrer Konzerne sein.

    Branche drohen Einschränkungen durch neue Gesetze

    Im Zuge der Reformation im Glücksspielwesen stehen der britischen Branche einige stattliche Veränderungen bevor. Zumindest, wenn die geplanten Änderungen allesamt in die Tat umgesetzt werden. Neben einer Überprüfung der Sponsorenpartnerschaften mit den Sportvereinen steht zum Beispiel auch die generelle TV- und Internet-Werbung auf dem Prüfstand. Gut möglich, dass es hier deutliche Beschränkungen geben wird. Bereits fest beschlossen ist zudem die Anhebung des Mindestalters für Lotteriespiele. Bislang konnten Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahren an diesen teilnehmen. Künftig soll die Teilnahme erst ab einem Alter von mindestens 18 Jahren gestattet sein.

    Wieder einmal betroffen sein könnten von den Änderungen auch die Fixed Odds Betting Terminals. Die kleinen Spielgeräte waren bis vor einigen Jahren an keine Limits gebunden. Spieler konnten mühelos bis zu 100 Pfund pro Spielrunde einsetzen. Vor einigen Monaten griff die Politik scharf ein und setzte den Einsatz auf maximal ein Pfund herunter. Künftig könnte dieser, ebenso wie der Einsatz an den Spielautomaten in Online Casinos, auf maximal zwei Pfund pro Runde festgelegt werden. Zusätzlich sollen die Glücksspielanbieter künftig eine Pflichtabgabe zahlen müssen, die für die Finanzierung von Spielsuchtbehandlungen angedacht ist.

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