Das letzte Geschäftsjahr lief aus Sicht von GVC-Holding-CEO Kenny Alexander hervorragend. Nicht nur im eigenen Konzern konnten die Zahlen wieder einigermaßen ins Positive gedreht werden, auch die eigene finanzielle Lage sieht sehr stabil aus. Immerhin kassierte der Boss für das abgelaufene Geschäftsjahr einen satten Bonus von rund 19 Millionen Pfund Sterling. Doch diese Summe könnte für Alexander zum Problem werden, denn den Aktionären gefällt dieser millionenschwere Bonus offenbar überhaupt nicht.
Ablehnung des Gehaltsberichts von weiten Teilen auf der Hauptversammlung
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Der Haussegen bei GVC Holdings hängt mächtig schief. Das hat die jüngste Hauptversammlung der Aktionäre gezeigt, die jährlich veranstaltet wird. Eng wird es derzeit vor allem für den Chef von GCV, Kenny Alexander. Der hat im vergangenen Geschäftsjahr einen satten Bonus von rund 19 Millionen britischen Pfund erhalten, die zusätzlich zum regulären Grundgehalt von rund 950.000 Pfund ausgezahlt wurden. Auf den Druck der Investoren im Vorfeld der Versammlung hatte der Chef bereits angekündigt, künftig auf 150.000 Pfund Gehalt verzichten zu wollen. Ein Entgegenkommen, immerhin verzichtet der Boss damit auf gut 18 Prozent seines Gehalts – den Aktionären reicht das allerdings doch nicht. Doch wieso hegt sich überhaupt so viel Groll gegen den führenden Kopf hinter dem Glücksspielunternehmen?
Die Gründe hierfür liegen vor allem in der Vergangenheit. Einer zum Beispiel im Jahr 2018. Bereits im vorangegangenen Geschäftsjahr konnte sich der Manager gemeinsam mit einem anderen Manager des Konzerns über einen Bonus von rund 67 Millionen Pfund freuen. Allein Alexander soll damals Aktienoptionen im Wert von 45 Millionen Pfund erhalten haben. Diese horrende Summe sorgte schon damals für Unmut bei den Aktionären, die erneute Bonuszahlung treibt diesen Ärger jetzt auf die Spitze. 42 Prozent der Aktionäre lehnten den Gehaltsbericht auf der diesjährigen Hauptversammlung daher ab. Durchgekommen ist dieser dennoch, schließlich stimmten die weiteren 52 Prozent für diesen Vorschlag.
Aktienverkäufe kippen zusätzliches Öl ins Feuer
Der horrende Bonus im vergangenen Jahr ist allerdings nicht der einzige Grund, weshalb die Aktionäre aktuell auf den Boss der GVC nicht sonderlich gut zu sprechen sind. Immerhin hat dieser im vergangenen März Aktienanteile von rund 20 Millionen Pfund gemeinsam mit einem anderen Geschäftsführer verkauft. Das Problem für die Aktionäre: Der Kurs des Konzerns gab dadurch um teilweise 25 Prozent nach. Das Tief wurde überwunden, dennoch sind die Kurse noch lange nicht wieder zurück auf ihrem ehemaligen Niveau. Beschwichtigen könnte die Aktionäre wiederum die Tatsache, dass der Konzern derartige Streitigkeiten in Zukunft offenbar umgehen möchte. So teilte man mit: „Unser neues geschäftliches Regelwerk wird von 2019 an zu einem signifikant niedrigeren Bonusniveau führen“. Wie niedrig genau und wie das Wort signifikant hier im Detail ausgelegt wird, ist bislang allerdings noch nicht klar.
Klar ist wiederum, dass die Aktionäre definitiv eine Reaktion sehen wollen. So ließ Merian Global Investors als einer der Anteilsbesitzer vermelden: „Es ist von größter Bedeutung, dass die Bonuszahlungen das Management nur für eine bessere Performance belohnen sollen, wenn es den im letzten Jahr verlorengegangenen Wert und das Vertrauen zurückgewinnt.“
Wie war eigentlich die Performance?
Apropos Performance. Wie sah diese denn eigentlich im vergangenen Geschäftsjahr aus? Kurz und knapp: Ziemlich gut. Die GVC Holdings konnte im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 3,6 Milliarden Pfund verbuchen und legte somit einen Gewinnzuwachs von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr hin. Besonders stark hat dabei der Online-Sektor performt, der einen Wachstumsschub von fast 20 Prozent vorweisen konnte. Und diese Zahlen aus dem digitalen Bereich haben letztendlich auch dafür gesorgt, dass sich die Aktionäre über eine Dividende von 7,4 Prozent freuen durften. Es gibt aber auch dunklere Wolken am ansonsten sonnigen GVC-Horizont. Der stationäre Betrieb der Wettbüros läuft in den letzten Monaten nämlich nicht mehr ganz so wie gewünscht. Insbesondere die sogenannten Fixed Odds Betting Terminals in der britischen Heimat sind hier ein „Umsatzkiller“ geworden, nachdem diese mit deutlich schärferen gesetzlichen Regelungen versehen wurden. Ärger droht hier gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen muss der Konzernriese wohl rund 1.000 Wettshops schließen, zum anderen müssen die maximalen Einsätze in den verbleibenden Shops deutlich reduziert werden. Statt bis zu 100 Pfund pro Runde einzusetzen, können die Spieler dann nur noch maximal zwei Pfund pro Spielrunde riskieren.
Es ist also nicht das digitale Geschäft, welches derzeit bei der GVC Holding für Ärger sorgt, sondern vor allem der stationäre Betrieb. Und genau der ist ein weiterer Grund dafür, weshalb die Aktionäre die hohe Sonderzahlung für den Boss kritisieren. Immerhin konnte der Konzern bis heute auch noch keinen Plan vorlegen, wie genau die Einbußen der Fixed Odds Betting Terminals wieder reingeholt werden sollen. Sicher dürfte also sein: Die angekündigten Schritte des Konzerns dürften die Anteilseigner lediglich beruhigen, aber noch nicht vollends besänftigen. Hierfür sind im kommenden Jahr vermutlich noch einmal richtig starke Leistungen gefordert – und eine begrenzte Bonusauszahlung an die Top-Manager.