Die GVC Holdings war in den letzten Jahren in der globalen Glücksspielbranche ein Garant für Erfolg. Der Konzern ist in Rekordzeit gewachsen und gilt mittlerweile als einer der größten Glücksspielkonzerne der Welt. Doch es gibt Probleme. Die Expansion in die USA gerät ins Stocken. Hierfür sollen zum einen wirtschaftliche Gründe, aber auch persönliche Fehden verantwortlich sein. Zudem bekommt es der Konzern in der britischen Heimat mit einer Schließungswelle zu tun und muss sich gegen den Vorwurf des illegalen Glücksspiels in der Türkei behaupten. Es brennt aktuell also an gleich mehreren Stellen.
Bis zu 5.000 Arbeitsplätze in Großbritannien wackeln
Inhaltsverzeichnis:
Der erste Krisenherd für den Glücksspielriesen ist in der Heimat zu finden. In Großbritannien haben alle großen Glücksspielunternehmen unter den Auswirkungen neuer gesetzlicher Vorgaben zu kämpfen. Diese beziehen sich explizit auf die sogenannten Fixed Odds Betting Terminals, die in zahlreichen Wettbüros im ganzen Land verbreitet waren. An den Automaten konnten die Spieler bis zu 100 Euro pro Spielrunde einsetzen, ehe der maximale Einsatz vom Gesetzgeber auf nur noch zwei Pfund pro Runde begrenzt wurde. Bereits in der Theorie war klar: Dieses Gesetz würde für Probleme sorgen. Und genau so scheint es zu kommen. Bereits vor einigen Tagen kündigte der britische Anbieter William Hill an, im Zuge der Einsatzbeschränkungen gut 700 Wettbüros schließen zu müssen. Ein gleiches Schicksal ereilt offenbar auch GVC. Hier ist aber sogar von bis zu 900 Wettbüros und bis zu 5.000 Arbeitsplätzen die Rede, die bedroht sein könnten.
Der Konzern teilte in diesem Zusammenhang mit: „Derzeit gehen wir davon aus, dass als Resultat der Senkung der FOBT Einsatzlimits auf zwei Pfund Sterling, die am 1. April in Kraft tat, in den kommenden zwei Jahren bis zu 900 Wettbüros von der Schließung bedroht sein könnten. Dies könnte bis zu 5.000 Arbeitsplätze betreffen. Im Zuge dieses Prozesses wurde bereits eine Reihe von zu schließenden Shops ausgemacht.“ Kritiker vermuten hierin allerdings nur die halbe Wahrheit: So soll sich das Geschäft des Konzerns mittlerweile schlichtweg vornehmlich auf den Online-Betrieb fokussieren. Die Geschäfte auf den Rennbahnen und in Wettbüros sind demnach rückläufig.
Illegales Glücksspiel in der Türkei?
Der zweite große Krisenherd des Unternehmens ist in der Türkei zu finden, wobei auch GVC-CEO Kenny Alexander eine gewisse Rolle spielt. Dieser steht bei den Aktionären aktuell ohnehin nicht im besten Licht, da er in den vergangenen Jahren Boni in beeindruckender Millionenhöhe erhalten hat. Und der Druck wird stärker, denn möglicherweise hat sich Alexander trotz Versprechens nicht dazu durchringen können, sich mit dem Unternehmen vollständig aus der Türkei zurückzuziehen. So jedenfalls berichtet es die „Sunday Times“. Noch bis 2017 soll GVC demnach rund ein Drittel der Gewinne in der Türkei generiert haben. Allerdings nicht über den eigenen Firmennamen, sondern mit Hilfe von dubiosen Geschäftspartnern bzw. Strohmännern. Dabei gibt es gleich zwei Probleme: Zum einen ist das Online-Glücksspiel in der Türkei untersagt, zum anderen hatte er Konzern im Zuge einer möglichen Lizenz für den US-Bundestaat Nevada zusichern müssen, auf keinen illegalen Märkten aktiv zu sein. Das war aber offenbar doch der Fall.
Auswirkungen könnte dieses etwaige Fehlverhalten nun auf die Lizenz in den USA haben, die ohnehin nur für einen Zeitraum von zwei Jahren ausgestellt werden sollte. Gut möglich, dass die erteilte Lizenz für Übersee also noch einmal gründlich von den US-Behörden auf den Prüfstand gestellt wird.
Türkei-Geschäfte nie wirklich abgegeben?
Speziell der Druck auf Boss Alexander könnte im Zuge dieser Probleme noch weiter zunehmen. Wie Medien-Recherchen ergeben haben, soll GVC in der Türkei seine Geschäfte an die Dochnarios Limited abgetreten haben. Für einen Preis von rund 150 Millionen Euro, zahlbar über fünf Jahre. Einer der drei Besitzer der Dochnarios Limited wiederum ist Ron Watts, der gemeinsam mit Alexander offenbar ein Gestüt in Schottland betreiben soll. Beide Geschäftsmanager verbindet demnach offenbar eine enge Bekanntschaft, die bereits seit mehr als 20 Jahren bestehen soll. Kennengelernt haben sich beide demnach durch ihre Arbeit für den Konzern Sportingbet. Wie die „Sunday Times“ erklärt, erhärte sich nun der Verdacht, dass sich Alexander niemals richtig aus der Türkei zurückgezogen habe. Das könnte für die GVC Holdings also noch horrende Folgen haben. Sowohl mit Blick auf die Expansion in den USA als auch mit Blick auf die Stimmung der Aktionäre. Alexander wird sich definitiv einige gute Argumente und Schritte überlegen müssen, um die insgesamt schwierige Situation beim Konzern wieder in die richtige Spur bringen zu können.