In den letzten Wochen und Tagen häufen sich die negativen Nachrichten bezüglich Wirecard. Entgegen der Erstmeldung, dass die Coronakrise schuld an den finanziellen Schwierigkeiten wäre, hat sich inzwischen herauskristallisiert, dass es sich wohl um eine Insolvenzverschleierung handelt.
Angeblich schreibt dieses Unternehmen bereits seit einigen Jahren rote Zahlen. Diese Tatsache wurde in der Bilanz vertuscht, indem frei erfundene Buchungen getätigt wurden. Nur so war es möglich, dass sich Wirecard über Kurssteigerungen an der Börse freuen konnte.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass solch ein weltweit tätiges Unternehmen plötzlich in eine Schieflage gerät? Im Grunde genommen gibt es bereits seit Jahren Probleme. Woran dies nun wirklich liegt, kann im Nachhinein kaum festgestellt werden. Fakt ist, dass in den letzten Tagen ein weiterer Manager verhaftet wurde, der die Zweigstelle in Dubai führte. Diesem Manager wird schwerer Betrug und Beihilfe zu weiteren Straftaten vorgeworfen. Für solch ein Verhalten kann in Deutschland Freiheitsstrafe verhängt werden.
Somit liegen inzwischen mindestens drei Tatverdächtige fest. Einer von ihnen kam gegen Kaution wieder frei, während ein Manager in der Lage war, unterzutauchen. Der dritte hingegen sitzt noch in Untersuchungshaft.
Welche Folgen könnte die Insolvenz für Online Casinos haben?
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Wirecard war einer der Vorreiter bezüglich mobiler Zahlung, vorrangig im Internet. Im weiteren Verlauf hatte es sich dieses Unternehmen zur Aufgabe gemacht, Prepaid Kreditkarten zu erschaffen. Mit diesen Prepaid Karten konnte online bezahlt werden – unter anderem haben viele Online Casinos diese Karten akzeptiert. Nun ist damit selbstverständlich Schluss.
Zum Glück gibt es weitere Prepaid Kreditkarten, die von Online Casinos akzeptiert werden. Mit diesen lässt sich problemlos eine Echtgeld Einzahlung vornehmen, um mit dieser beispielsweise einen Bonus zu erhalten. Prepaid Karten hatten jedoch auch den Sinn, dass eine Zahlung sofort gebucht wurde – im Vergleich zu einer Banküberweisung oder Sofortüberweisung. Somit war die Prepaid Kreditkarte auch dann sinnvoll, wenn ein Spieler ein Casinospiel kostenlos getestet hat und dann bei einer Chance auf einen möglichen Gewinn sofort auf Echtgeld umsteigen möchte.
Wer bisher eine Prepaid Karte nutzte, hinter der Wirecard stand, der muss sich nun nach einer alternativen Karte umsehen oder generell eine andere Zahlungsmethode verwenden. Dann kann der Spielspaß bei Roulette, Poker oder bei einem Slot weitergehen.
Über Auszahlungen eines eventuell generierten Gewinns muss sich niemand Sorgen machen, da eine Auszahlung auf Prepaid Karten grundsätzlich nicht möglich ist. Diese Aussage führt dazu, dass aus dieser Sicht niemand einen Schaden erleidet.
Wie mit einem eventuell vorhandenen Guthaben auf der Prepaid Karte zu verfahren ist, kann entweder das Online Casino oder gar ein Anwalt beantworten.
So entwickelte sich Wirecard zu einem großen Unternehmen
Das Unternehmen Wirecard AG wurde bereits im Jahr 1999 gegründet, das zu dieser Zeit noch keine Börsennotierung besaß. Zudem gibt es eine Tochtergesellschaft, die über eine Banklizenz verfügt und die Bezeichnung Wirecard Bank AG trägt. Inwieweit diese in das Insolvenzgeschehen eingebunden ist, wurde bisher öffentlich noch nicht bekannt gegeben.
Im Jahr 2005 war es soweit: Das Unternehmen InfoGenie fusionierte mit der Wirecard, wobei InfoGenie ein extrem hohes Vermögen einbrachte. Diese Fusion führte zur Börsennotierung und InfoGenie legte den bisherigen Namen ab. Bis zu diesem Zeitpunkt beschäftigte sich Wirecard mit Online Echtzeit-Überweisungen. Erst im Jahr 2008 führte Wirecard die erste Prepaid Kreditkarte ein, die online genutzt werden konnte.
Die Ausdehnung auf mehrere Kontinente erfolgte ab 2007. Zuerst eröffnete Wirecard eine Zweigstelle in Singapur – danach kamen die Länder Neuseeland, Australien, Südafrika und die Türkei an die Reihe. Erst im Jahr 2016 trat Wirecard in Nordamerika auf, nachdem Wirecard den Prepaid Card Service der Citigroup käuflich erwarb. Drei Jahre später war es soweit und Wirecard wurde auch in China gegründet.
Diese kleine Unternehmensgeschichte lässt eigentlich vermuten, dass Wirecard hohen Erfolg genießen konnte und einen steilen Aufstieg hinlegte. Doch leider trügt der Schein und Wirecard wurde seit 2008 immer wieder in Nachrichten erwähnt – auf negative Weise. So wurden dem Unternehmen im Laufe der letzten Jahre immer wieder illegale Machenschaften vorgeworfen und viele negative Meldungen führten in regelmäßigen Abständen zum Kursabfall an der Börse. Gegen einen Teil dieser Meldungen wehrte sich Wirecard und sorgte ihrerseits für Anzeigen. So wurde einmal eine Anzeige gegen einen Fondmanager erstattet, der angeblich am Kursverfall der Aktien schuld sein sollte. Ähnliche Vorfälle traten 2010 und 2016 in Erscheinung. Auch in diesen Jahren fiel der Kurs der Wirecard AG aus nicht nachvollziehbaren Gründen ab.
2018 war das Jahr, in dem das erste Mal eine Prüfung vorgenommen wurde, da die Bilanz scheinbar nicht richtig sein konnte. In der letzten Bilanz fehlten immerhin 1,9 Millionen Euro – diese Tatsache führte letztendlich im Juni 2020 zur Beantragung der Insolvenz. Das Vorgehen der Staatsanwalt und die Festsetzung einer Kaution von 5 Millionen Euro gegen einen Manager verdeutlicht nicht nur das Ausmaß der finanziellen Schädigung, sondern auch den Schweregrad der begangenen Straftaten.