Japan: Casinos haben keine Lust mehr auf Japan-Lizenzen

    Lange Zeit sah es so aus, als ob Japan das neue große „Zentrallager“ für die Glücksspielbranche werden würde. Das Land kündigte an, seinen Glücksspielmarkt reformieren zu wollen und so auch ausländische Casinos ins Land zu lassen. Standorte wurde ausgemacht, Lizenzbedingungen festgelegt. Und dennoch kommt der Markt nicht in Schwung. Im Gegenteil: Immer mehr Casino-Unternehmen kehren dem japanischen Markt und seinen Plänen den Rücken zu. Als letzter großer Glücksspiel-Konzern hat nun auch Las Vegas Sands seine Pläne im Land der aufgehenden Sonne gecancelt. Laut Konzern sind hierfür die strengen regulatorischen Anforderungen der Grund.

    Big in Japan? Nicht mit Las Vegas Sands

    In Las Vegas und Atlantic City bereiten sich die US-Casinos in der Heimat gerade wieder auf die Wiedereröffnung ihrer Branche vor. Zusätzlich dazu spielen für die Konzerne aber auch gerade jetzt die Auslandsgeschäfte eine wichtige Rolle. Und es gibt entscheidende Veränderungen. So hat jüngst der US-Glücksspielriese Las Vegas Sands mitgeteilt, nicht mehr in Japan investieren zu wollen. So berichtet es der US-Nachrichtendienst Bloomberg. Ein bemerkenswerter Schritt, schließlich hat sich der Konzern mit dem Projekt in Japan jetzt mehrere Jahre lang beschäftigt. Ganz nebenbei war das Projekt rund zehn Milliarden US-Dollar schwer. Nach jahrelangen Bemühungen, die mindestens bis in Jahre 2005 zurückgehen, hat der US-Konzern jetzt aber offenbar genug.

    Trotz der enormen Möglichkeiten und Aussichten auf dem japanischen Markt, kehrt Las Vegas Sands diesem den Rücken zu. Wie es heißt, sollen hierfür vor allem die regulatorischen Vorgaben des Landes gesorgt haben. Bloomberg berichtet, dass sich Las Vegas Sands vor allem daran gestört haben soll, dass die japanischen Behörden die Lizenz nur für einen Zeitraum von zehn Jahren ausstellen wollen – Bauzeit nicht rausgerechnet. Da aber allein schon diese bei rund fünf Jahren liegen soll, ist der Zeitraum den US-Amerikanern deutlich zu kurz. Insbesondere bei einer milliardenschweren Investition wie in diesem Fall.

    Sheldon Adelson: Zeit für andere Möglichkeiten gekommen

    Abgesehen von der begrenzten Lizenzdauer sollen die Behörden offenbar Möglichkeiten zur Verfügung haben, mit denen die lokalen Behörden innerhalb der Lizenzlaufzeiten weitere Regelungen einführen könnten. Der Konzern fürchtet, dass etwaige Gewinne so weiter geschmälert werden könnten. Insgesamt also ein zu risikoreiches Investment für Milliardär und Gründer Sheldon Adelson. Dieser erklärte: „Wir sind dankbar für all die Freundschaften, die wir geschlossen haben und für die starken Beziehungen, die wir in Japan haben. Aber es ist an der Zeit, dass unser Unternehmen seine Energie wieder für andere Möglichkeiten aufwendet.“ Vermutlich nicht ganz unbeteiligt ist an dieser Entscheidung auch die Coronakrise. Diese hat den japanischen Plänen schwer zugesetzt, zumal die Gesetzesnovelle vor allem auch den Tourismus ankurbeln sollte. Ein weiteres Problem für Premierminister Shinzo Abe: Ein gutes Signal für Lieferanten und Zulieferer ist der Rückzug des US-amerikanischen Riesen auf keinen Fall.

    Laut verschiedenen Analysten kommt diese Entscheidung aber auch nicht ganz überraschend. Jay Defibaugh, seines Zeichens Analyst bei CLSA, erklärt, dass angesichts der Coronakrise fast mit einer derartigen Entscheidung zu rechnen gewesen sei. Immerhin hätte Las Vegas Sands zahlreiche Casinos zum Beispiel in Las Vegas und Macau schließen müssen. David Katz, Analyst bei Jefferie, erklärte, das der Konzern mittlerweile davon ausgehe, dass die „Kosten-Rendite-Dynamik“ nicht so gut sei wie eigentlich gedacht. Somit sei der Rückzug des Unternehmens auf jeden Fall verständlich.

    Japan: Absprünge, aber Zeitplan soll gehalten werden

    Wirklich äußern wollte sich die japanische Regierung zu den neuen Entwicklungen bisher nicht. Auf einer Pressekonferenz in dieser Woche hieß es nur knapp, dass das Land den Zeitplan ohne weitere Veränderungen und Verzögerungen einhalten wolle. Es lässt sich allerdings nich von der Hand weisen, dass Japan offenbar drauf und dran ist, seine guten Marktmöglichkeiten zu verspielen. Immerhin ist Las Vegas Sands nicht der einzige Glücksspielkonzern, der nicht weiter an einem Investment im Land der aufgehenden Sonne interessiert ist. Generell scheint das Interesse stark nachzulassen. Bereits 2019 kündigte Caesars Entertainment an, nicht weiter um eine japanische Lizenz „kämpfen“ zu wollen. Bereits damals war die Entscheidung überraschend. Immerhin bringt der japanische Markt ein enormes Potenzial. Die rund 125 Millionen Einwohner gelten insgesamt als wohlhabend und verfolgen in vielen Regionen eine große Leidenschaft für Glücksspiele – insbesondere das Spiel Pachinko. Echte Casinos, mit Spielautomaten, Roulette und Co. wiederum werden von einem Großteil der Bevölkerung als kritisch betrachtet. Auch das dürfte ein Faktor auf Seiten der US-Casinos sein.

    Ebenfalls vorzeitig aus dem Rennen verabschiedet haben sich vor einiger Zeit die Unternehmen Genting und Galaxy Entertainment Group. Beide Konzerne hatten sich ursprünglich für eine Lizenz in Osaka beworben, waren dann aber doch abgesprungen. Das freut wiederum die MGM Resorts, denn die haben den Zuschlag für das Osaka-Resort erhalten. Für alle Beteiligten ergibt sich so eine interessante Option, um die Entscheidungen der Konzerne direkt miteinander vergleichen zu können. Möglicherweise bereut eine Seite ihren Schritt in den kommenden Jahren. Welche, liegt nicht zuletzt auch an der Verhandlungsbereitschaft der japanischen Regierung.

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