Für den skandinavischen Glücksspielkonzern Kindred Group sind die letzten Wochen nicht wirklich erfreulich. Noch immer haben die Skandinavier mit ihren massiven Strafzahlungen zu kämpfen. Hinzu kommen finanzielle Einbußen beim erwarteten Gewinn. Das Unternehmen hat sich daher zu einem schweren Schritt entschieden und 75 seiner Mitarbeiter entlassen. Mit der Corona-Pandemie sollen die Entlassungen jedoch nichts zu tun haben.
Alle Büros von Entlassungen betroffen
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Der Druck auf Kindred ist in den letzten Monaten und Wochen massiv gestiegen. Die Skandinavier mussten zahlreiche Strafurteile in Kauf nehmen, gleichzeitig aber auch einen abfallenden Gewinn akzeptieren. Jetzt scheint der Konzern eine Trendwende herbeiführen zu wollen. Wie lokale Medien berichten, sollen 75 Mitarbeiter der Kindred Group entlassen werden. Bislang ist jedoch noch nicht ganz klar, wie viele Mitarbeiter an welchen Standorten wirklich ihre Sachen packen müssen. Bekannt ist wiederum, dass von den Entlassungen wohl alle Büros des Glücksspielriesen betroffen sein werden. Die Kindred Group ist mit insgesamt 13 Büros in Europa, Australien und den USA ein Global-Player. Allein in Valetta auf Malta sind mehr als 300 Angestellte für den Konzern tätig, insgesamt beschäftigt die Kindred Group sogar 1.400 Angestellte.
Gerade in diesen harten Zeiten für die Glücksspielbranche liegt die Vermutung nahe, dass die anhaltende Corona-Pandemie für die Entlassungen verantwortlich gemacht wird. Das tun die Skandinavier allerdings nicht. Im Gegenteil: Die Gruppe betont explizit, dass man Abläufe modernisieren und Kosten einsparen wolle. Mit der Corona-Pandemie sollen die Entlassungen laut Geschäftsführer Henrik Tjärnström nichts zu tun haben: „Wir tun dies, um unseren Geschäftsbereich zu verschlanken und zu stärken, um das strategische Ziel besser zu unterstützen, langfristig nachhaltige Einnahmen auf regulierten Märkten zu erzielen.“
Heikle Ausgangslage für Kindred
In der Tat dürfte es korrekt sein, dass die Gesundheitskrise nicht der einzige ausschlaggebende Faktor sein dürfte. Dennoch wird auch diese aktuell ihren Teil dazu beigetragen haben. So oder so befindet sich Kindred in einer unangenehmen Lage. Der Konzern musste in den Ergebnissen aus dem Jahresbericht 2019 jüngst einen deutlich geminderten Vorsteuergewinn hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser um ganze 55 Prozent gesunken. Und das ist längst nicht der einzige kritische Punkt. Zahlreiche Märkte entpuppen sich für den Konzern als nicht ganz so erfolgreich wie gewünscht. In Schweden etwa sind Verluste von rund 7,5 Millionen Euro entstanden. Diese resultieren vor allem aus den deutlich strengeren Regulierungsvorgaben der Behörden. Hinzu kommt, dass in Schweden erst vor rund vier Wochen eine Strafzahlung in Höhe von rund neun Millionen Euro gegen die Gruppe ausgesprochen wurde. Als Grund hierfür geben die zuständigen Behörden Verstöße in der Bonusregelung an.
Als wäre das alles nicht genug, gab es bereits im vergangenen August eine Strafe in den Niederlanden. Hier musste die Kindred Gruppe rund 470.000 Euro bezahlen, nachdem die KSA Verstöße gegen die Lizenzbedingungen aufgedeckt wurden. Trotz dieser zahlreichen Negativmeldungen gibt man sich beim Konzern jedoch zuversichtlich. Durch die Gesundheitskrise würden Online Casinos wachsen, das wiederum würde auch der Unternehmensgruppe zu Gute kommen. Allerdings könnte die schwedische Regierung diese Pläne noch durchkreuzen. Offen nachgedacht wird hier aktuell über ein temporäres Verbot des Online Glücksspiels.
Ganz große Entlassungswelle bleibt noch aus
Abgesehen von den hektischen Entwicklungen rund um Kindred hat der Glücksspielmarkt die bisherige Ausnahmesituation gut verkraften können. Echte Entlassungswellen gab es bisher nicht. Viele Unternehmen profitieren von ihren Glücksspielangeboten, mit denen die Pause bei den Sportwetten aufgefangen werden kann. Zudem haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, um so finanziell weiter handlungsfähig zu sein. Gab es jüngst Entlassungen, hingen diese vor allem mit Fusionen und Übernahmen zusammen. Ende März zum Beispiel musste der schwedische Entwickler NetEnt rund 120 Mitarbeiter entlassen, nachdem eine Fusion mit dem Provider Red Tiger Gaming beschlossen werden konnte. Ebenfalls fusionieren wollen auch die Glücksspielgiganten von Flutter und The Stars Group. Angesichts der enormen Größe beider Konzerne gilt es als sicher, dass auch hier Angestellte ihre Koffer werden packen müssen.
Wie genau die Folgen dieser Krise aussehen werden, ist aktuell ohnehin noch nicht absehbar. Es scheint aber ganz so, als könnten die Online-Anbieter mit dieser misslichen Lage deutlich besser umgehen als der stationäre Betrieb. Kein Wunder, denn im landbasierten Industriezweig sind zum Beispiel in Deutschland aktuell alle Spielhallen geschlossen. Auch das zeigt, dass die Regulierung des Online-Marktes in Deutschlandzügig vorangetrieben werden sollte.