China und Glücksspiel? Das passt bekanntlich nur in einer Region zusammen: Macau. Die Sonderzone ist der Inbegriff der chinesischen Glücksspiellandschaft und galt über die letzten Jahrzehnte hinweg als maximal krisensicher. Aber die Zeiten haben sich geändert. Auch Macau ist nicht gegen die Konkurrenz und schon gar nicht gegen eine globale Pandemie wie das Corona-Virus gewachsen. Obwohl es zumindest theoretisch wieder aufwärts gehen könnte, bleiben die Umsätze aus. Und die Zahlen sind im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen aktuell besorgniserregend.
August-Umsätze um 94,5 Prozent eingebrochen
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Macau hat alles zu bieten, was das Herz eines Glücksspiel-Fans höher schlagen lässt. Klassische Tischspiele wie Roulette, Black Jack oder Baccarat stehen in den Spielcasinos haufenweise zur Verfügung, genau das Gleiche gilt für die funkelnden Spielautomaten. Doch es gibt ein Problem. Aktuell hat kaum jemand Interesse daran, sein Glück in den Etablissements in Macau zu versuchen. Die Casinos haben nach der Corona-Pandemie zwar wieder geöffnet, dennoch kommen keine Umsätze rein. So teilte die Glücksspielbehörde, das Macau Gaming Inspektion and Coordination Bureau (DICJ), am Dienstag mit, dass die Einnahmen im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 94,5 Prozent gesunken seien. Konkret würden sich die Umsätze auf rund 166 Millionen US-Dollar belaufen. Im August 2019 lagen diese bei über einer Milliarde US-Dollar.
Der August ist somit erst einmal der traurige Höhepunkt eines Jahres, welches wohl als schwarzes Jahr in die Geschichte der Spielermetropole eingehen wird. Wie die Behörde mitteilte, wurden in den bisherigen acht Monaten des Jahres 2020 rund 454 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt des Jahres fast 82 Prozent mehr.
Visa gibt es wieder, Spieler kommen trotzdem nicht
Laut der Glücksspielbehörde sei für den Rückgang der Besucherzahlen weiterhin die Corona-Pandemie verantwortlich zu machen. Die Einreisebestimmungen wurden zwar gelockert, dennoch würden die Touristen vom chinesischen Festland ausbleiben. Das kommt durchaus überraschend. Im August wurden von der chinesischen Regierung bereits wieder Visa für Macau erteilt. Die Casinos rechneten damit, dass dies bereits wieder zu steigenden Besucherzahlen führen würde. Doch es kam anders. Nun liegen die Hoffnungen der Casinos auf dem 23. September. Dann möchte die Regierung die Visa-Freiheit auf das gesamte chinesische Festland ausweiten. Aktuell gilt diese lediglich für an Macau angrenzende Regionen.
Wie groß der Einbruch bei den Besucherzahlen wirklich ausfällt, lässt sich mit Zahlen der DICJ belegen. So seien im Monat August im Schnitt pro Tag 7.000 Besucher nach Macau gereist. Nur wenige davon allerdings zum Spielen. Wie der Tourismusverband mitteilte, seien im Juli zum Beispiel gut 53 Prozent der Übernachtungen von Einheimischen gebucht worden. Ein Jahr zuvor waren es noch 100.000 Besucher pro Tag, von denen die meisten tatsächlich für das Spielvergnügen anreisten.
China möchte Casino-Reisen unterbinden
Obwohl die Lage in Macau aktuell somit keinesfalls erfreulich ist, gibt es für die Sonderverwaltungszone auch ein paar gute Nachrichten. Weniger allerdings für die chinesische Bevölkerung. Wie das Ministerium für Tourismus und Kultur zuletzt mitteilte, möchte man die Reisen von Chinesen in typische Glücksspielregionen künftig unterbinden. Betroffen sein dürften hiervon vor allem die umliegenden Länder Chinas in Asien, aber zum Beispiel auch die Casinos in Australien. Wie die Behörden mitteilten, sollten die Restriktionen vor allem dem Schutz der Chinesen gelten, da in jenen Regionen deren Eigentum in Gefahr sei. Ausdrücklich ausgenommen sind von den Beschränkungen aber die Reisen nach Macau. Das dürfte dafür sorgen, dass die chinesischen Spieler wieder vermehrt in die Sonderverwaltungszone reisen. Es scheint also so, als wäre die derzeitige Durststrecke nur ein kurzzeitiges Problem.
Wie genau die Beschränkungen aussehen werden, ist bislang noch nicht bekannt. China hat die Zügel gegen Glücksspielunternehmen und deren Partner in den letzten Jahren aber deutlich angezogen. Betroffen sein dürften demnach von den neuen Bestimmungen auch die sogenannten Junket Operator. Hierbei handelt es sich um chinesische Unternehmen, die offiziell nur in Macau Werbung für Casinos in anderen Ländern machen dürfen. Speziell die Casinos aus Australien nutzen die Dienste der Junket Operator. Negativ aufgefallen sind diese aber zuletzt vor allem dadurch, dass illegal Spieler auf dem chinesischen Festland angeworben wurde. Sollte Peking die Reisebeschränkungen durchsetzen, dürfte das für die Junket-Operator-Branche einen massiven Einbruch bedeuten.