Aktuell wird die Glücksspielbranche aufgrund des Corona-Virus vor allem von Negativmeldungen dominiert. Das ändert sich zumindest temporär bei einem Blick in die Niederlande. Die Behörden beschäftigen sich bereits seit geraumer Zeit mit der Reform des Glücksspielwesens. Und so langsam wird es konkret. Jüngst hat die Glücksspielbehörde KSA in diesem Zusammenhang jetzt die neue Agenda, also eine Art Fahrplan, vorgestellt. Was ist zu erwarten?
Drei Schlüsselfaktoren in „Vision 2020“
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In der Glücksspielbranche reihen sich die negativen Meldungen aktuell aneinander. Die GVC Holdings sprach jüngst eine Verlustwarnung aus, die Casinos in Las Vegas sind ebenso geschlossen wie die Spielbanken in Niedersachsen. Inmitten des Stillstands gibt es jedoch jetzt auch ein paar erfreuliche Nachrichten aus den Niederlanden. Die niederländische Glücksspielbehörde hat jetzt im Rahmen der sogenannten „Vision 2020“ einen Maßnahmenkatalog vorgestellt. Dieser soll die kommenden „Stationen“ für die Neu-Reform des Glücksspielmarktes darstellen. Läuft alles ideal, starten die Niederlande 2021 mit einem überarbeiteten Glücksspielmarkt durch. Auf diesem sollen online dann auch private Unternehmen aus dem Ausland aktiv werden dürfen. Hierfür müssen die Rahmenbedingungen in den kommenden Wochen und Monaten abgesteckt werden. Den ersten Schritt hat die KSA nun unternommen.
Konkret handelt es sich bei dem Maßnahmenplan um eine Agenda mit drei Schlüsselprioritäten. Hierzu gehören die Eindämmung des Spiels durch Minderjährige, die Aktivitäten zur Suchtprävention und die Bekämpfung der glücksspielbezogenen Kriminalität und des illegalen Glücksspiels.
Reduktion aufgrund von Behörden-Auslastung
Aufmerksame Beobachter der niederländischen Politik haben recht schnell erkannt, dass es sich bei einem dreifachen Plan um ein untypisches Vorgehen der Behörden handelt. In der Regel formulieren die niederländischen Behörden vier Prioritäten für das laufende Jahr. Die Glücksspielbehörde bestätigte diesen Umstand und erklärte, dass sich diese Reduktion mit einer erhöhten Auslastung auf Seiten der Behörden begründen lässt. Wie es weiter heißt, würde sich die KSA vor allem darauf vorbereiten, die interessierten Anbieter zeitnah überprüfen zu können. In diesem Zusammenhang soll dann bald die Lizenzvergabe ins Rollengebracht werden. Aktuell sei allerdings die Durchsetzung aller Vorschriften die wichtigste Aufgabe, so die Behörde.
Bereits vor kurzer Zeit hatte die Behörde erste Lizenzkriterien festgelegt und bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um die sogenannten Cooling-Off-Kriterien. Diese sehen unter anderem vor, dass ein interessierter Anbieter bisher noch keine .nl-Domain verwendet haben darf. Ebenso darf der Glücksspielanbieter keine illegale Werbung für Glücksspielangebote im Land geschaltet haben.
Intensive Kontrollen im Marketing
Weiter geht es in der Agenda nun mit weiteren Vorgaben für die Glücksspielbranche. Ein wichtiger Faktor ist hier die Werbung. Unternehmen der Glücksspielbranche sollen grundlegend in ihren Werbemaßnahmen überprüft werden. Und zwar auf allen Ebenen und in allen Werbebereichen. So sollen grundsätzlich Werbeinhalte verboten werden, die für Personen unter 18 Jahren attraktiv sein könnten. Darüber hinaus soll künftig noch stärker verhindert werden, dass Jugendliche Zugang zu Spielautomaten im landbasierten Bereich erhalten. Die Glücksspielbehörde teilte mit, dass man in diesem Zusammenhang zukünftig noch enger mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten wolle. Auch die Unternehmen sind allerdings gefordert. Diese wurden von der Glücksspielbehörde darauf hingewiesen, dass man mehr Eigeninitiative ergreifen müsse und die eigene Präventionspolitik in vielen Fällen reformiert werden sollte.
Online, so die Behörde, soll der Markt zukünftig intensiv geschützt werden. Trotz Lizenzvergabe an ausländische Unternehmen wolle man illegale Casinos weiterhin vom Markt fernhalten. Überwacht und besonders geprüft werden sollen so alle Angebote mit einer niederländischen Übersetzung oder niederländischen Zahlungsoptionen.
Bessere Hilfe für Spieler
Eine weitere „Baustelle“ sieht die Glücksspielbehörde in der Betreuung der Spieler. Diese sollen künftig noch intensiver beraten und betreut werden. Möglich gemacht werden soll dies künftig auch durch eine Glücksspiel-Hotline. Hier können sich die Spieler kostenlos beraten und aufklären lassen. Gestemmt werden sollen die Kosten für den Dienst aus einer Finanzierungsstelle für problematisches Glücksspiel. Letztere soll im Rahmen der Glücksspielreform per Gesetz eingeführt werden. Die Finanzierungsstelle wiederum soll sich durch Abgaben der Glücksspielunternehmen finanzieren können.
Wann genau der Markt eröffnet werden kann, lässt sich bisher noch nicht festhalten. Nicht zuletzt aufgrund der Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise. Als Ziel hat die niederländische Glücksspielbehörde jedoch den Juli 2021 ausgerufen. Von Seiten der Behörde heißt es: „Die Nachfrage der Verbraucher ist da und sie wird nicht verschwinden. Die Legalisierung und Regulierung des Online Glücksspiels durch ein Lizenzsystem ist zweifellos die größtmögliche Veränderung gegenüber der derzeitigen Situation.“ Bleibt zu hoffen, dass der Fahrplan möglichst ohne größere Verzögerungen eingehalten werden kann.