In den letzten Jahren ging es für den österreichischen Glücksspielkonzern stetig bergauf. Möglicherweise auch deshalb, weil hier und da nicht immer nach den gesetzlichen Vorgaben gespielt wurde. So zumindest vermutet es aktuell die Staatsanwaltschaft in Österreich, die im Zuge einer Korruptionsaffäre sowohl gegen hochrangige Politiker als auch gegen Mitarbeiter des Glücksspielriesen ermitteln soll.
Behördensprecherin bestätigt Durchsuchungen
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Die Lage für Novomatic in Österreich ist derzeit unangenehm. Der Konzern, der eigentlich als das große Aushängeschild der österreichischen Glücksspielbranche gilt, gerät mehr und mehr ins Kreuzfeuer. Wie die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft berichtete, würde derzeit gegen sechs Personen und einen Verband ermittelt werden. Dabei geht es um den Verdacht, dass der Glücksspielriese Novomatic für die Besetzung eines hochrangigen Postens im Unternehmen einen FPÖ-Kandidaten verwendet haben soll und so bei regulatorischen Belangen Vorzüge einheimsen konnte. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte, dass es in zwei Bundesländern zu Durchsuchungen von Wohnungen und Geschäftsräumen gekommen sei. Konkret gab Sprecherin gegenüber den österreichischen Medien bekannt: „Es geht um den Verdacht, dass zwischen Verantwortlichen eines Glücksspielunternehmens und Amtsträgern der Republik Österreich im Gegenzug für die Bestellung eines bestimmten Kandidaten einer Aktiengesellschaft die parteiische Vergabe von Glücksspiellizenzen vereinbart wurde und eine wohlwollende Unterstützung bei regulatorischen Glücksspielbelangen zugesagt wurde.“
Während sich die Staatsanwaltschaft in den Aussagen noch relativ bedeckt hält, vermelden österreichische Medien, dass es sich um die Bestellung des FPÖ-Politikers Peter Sidlo zum Finanzchef der Casinos Austria AG handeln soll. Diese steht vor allem deshalb im Fokus, weil für die Bestellung ein eigener Personalberater hinzugezogen wurde. Dieser soll alle Kandidaten geprüft, und sich anschließend gegen Sidlo als Finanzchef ausgesprochen haben. Trotzdem entschied sich Novomatic als Miteigner der Casinos Austria AG dazu, den FPÖ-Mann in diese Position zu holen.
Unterstützung durch die Politik?
Worum es konkret in den Inhalten möglicher Gespräche zwischen beiden Parteien gegangen sein soll, wollen die österreichischen Medien ebenfalls wissen. So sollen Parteimitglieder der FPÖ dem Glücksspielkonzern Unterstützung bei regulatorischen Problemen in Aussicht gestellt haben. Zusätzlich dazu sollen das Angebot von Online-Casinospielen und die Lizenz für ein Casino in Wien Thema gewesen sein. Ungemütlich wird die Sache in diesem Zusammenhang vor allem für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gudenus, der offenbar gegenüber dem Konzern eine neue Erlaubnis für das kleine Glücksspiel in Wien in Aussicht gestellt haben soll. Als kleines Glücksspiel wird dabei das Spiel an den Automaten bezeichnet. Dieses wurde in Wien bereits vor einiger Zeit einzig und allein auf die Spielbanken begrenzt. Außerhalb der staatlichen Betriebe darf nicht mehr gespielt werden, was wiederum für einen deutlichen Anstieg illegaler Angebote gesorgt hat. Immer wieder berichten die österreichischen Ermittler von Automaten in Hinterzimmern oder hinter versteckten Zugängen.
Eine besondere Brisanz bekommt die sogenannte Korruptionsaffäre rund um Novomatic auch deshalb, weil der Name des Glücksspielriesen nicht zum ersten Mal in Verbindung mit der Zahlung von fragwürdigen Geldern steht. Erst vor wenigen Monaten kam die sogenannte „Ibiza-Affäre“ ans Licht, bei der ein FPÖ-Mann einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Tochter staatliche Aufträge für eine finanzielle Unterstützung der Partei in Aussicht gestellt haben soll. Schon damals fällt in den Video-Aufnahmen der Name Novomatic, der den Aussagen im Clip zufolge an mehrere Parteien Spendengelder zahlen soll. Damals wiesen sowohl Novomatic als auch im Anschluss Strache alle Vorwürfe von sich und erklärten, mit fragwürdigen Spendengeldern nichts zu tun zu haben.
Novomatic reagiert mit Statement
Novomatic kann bei derartigen Vorwürfen natürlich nicht anders, als zu reagieren. Der Konzern teilte daher vor einigen Tagen in einem Statement mit, dass es sich um „haltlose“ Vorwürfe handele. Gleichzeitig erklärte das Unternehmen, dass man im Aufsichtsrat der Casag lediglich zwei von insgesamt 18 Sitzen innehabe. Damit sei es nicht möglich, alleine Einflüsse auf den Vorstand zu nehmen. Gleichzeitig bezeichnete es Novomatic als „lebensfremd“, dass ein Vorstandsmitglied sich dafür einsetzen würde, durch das Monopol der Casag zu stoßen. Sämtliche Vorwürfe rund um mögliche Absprachen wurden ebenfalls abgestritten. Der Konzern habe sich nie mit Vertretern der FPÖ im Bezug auf Lizenzen oder das kleine Glücksspiel in Wien getroffen. In diesem Zusammenhang verteidigte Novomatic zudem das geltende Recht in Österreich und erklärte, dass die Vergabe der Lizenzen an ein transparentes und nationales Verfahren gekoppelt sei.
Anders gesagt: Die Erklärungen des Konzerns erfolgten erwartungsgemäß. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass sich die Staatsanwaltschaft oder andere Beteiligte mit dieser Erklärung zufrieden geben werden. Die Ermittlungen wurden jetzt erst einmal ins Rollen gebracht und so bleibt Novomatic nichts anderes übrig, außer zu warten – und im besten Fall zu einer schnellen Aufklärung beizutragen.