Im Zuge der Corona-Krise werden sich einige Unternehmen der Glücksspielbranche vermutlich neu ausrichten müssen. Die wirtschaftlichen Einbußen sind speziell im stationären Betrieb enorm. Auch deshalb teilte der bekannte Entwickler Playtech jüngst mit, dass man sich fortan noch stärker auf das Online-Business konzentrieren wolle. Für Aufmerksamkeit sorgt zudem gerade der Glücksspielriese von Betfred. Dieser hat die Kundendatenbank des Anbieters Addison Global erworben. Es scheint, als komme eine Menge Bewegung in die Märkte.
Betfred schlägt bei Kundendaten zu
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Bereits vor einigen Wochen hat sich der Wettanbieter MoPlay vom Markt verabschiedet. Der Konzern, der in Deutschland zum Beispiel als Sponsor von Hertha BSC aktiv war, präsentiert seinen Besuchern seit geraumer Zeit nur noch eine Statusmeldung. In dieser wird erklärt, dass aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten keine Abbuchungen mehr vorgenommen werden können. Bitter für die Spieler und Tipper, denn viele Gelder können so nicht zurückgezahlt werden. Gute Nachrichten gibt es in diesem Zusammenhang aber für die britischen Kunden. Zumindest einige dieser Kunden sollen vom Anbieter entschädigt werden. Zumindest erklärte Betfred, dass man die Auszahlung der Kundengelder plane, nachdem die Datenbank erfolgreich analysiert wurde.
Clever: Geknüpft ist die Vorgabe an die Rückzahlung des Geldes zunächst an die Eröffnung eines eigenen Kontos beim Anbieter Betfred. Sollten Kunden aus Großbritannien und Irland diesen Weg gehen, können sie das auf dem MoPlay-Konto befindliche Guthaben über Betfred auszahlen.
MoPlay entschuldigt sich bei Kunden
Betfred erklärte, dass man die Kunden innerhalb von 72 Stunden nach der Anmeldung bezüglich ihrer Auszahlungen kontaktieren werde. Darüber hinaus würden alle offenen Wetten für ungültig erklärt und auch diese Einsätze an die Spieler ausgezahlt werden. Betfred gab an, sich in den kommenden Tagen noch einmal ausführlicher zu diesem Thema äußern zu wollen. Geäußert hat sich mittlerweile aber auch der Anbieter MoPlay. Dieser entschuldigte sich bei den Kunden dafür, dass die neue Lösung derart viel Zeit in Anspruch genommen habe. Im Detail heißt es: „Wir entschuldigen uns dafür, dass es so lange gedauert hat, ein derartiges Erlebnis für Sie zu erzielen. Aber es war wichtig, sicherzustellen, dass der Betreiber, mit dem wir uns geeinigt haben, einen seriösen Ruf genießt und strenge Datenschutz- bzw. Sicherheitsstandards erfüllt.“
Die Gründe für die Insolvenz sieht MoPlay vor allem in ausbleibenden finanziellen Unterstützungen, die offenbar von einigen Aktionären bereits zugesichert worden waren. Bereits vor rund einem Monat hatte der Mutterkonzern seine Lizenzen auf Gibraltar und Großbritannien verloren, was auf einen Schuldenberg von rund 597.000 Euro zurückzuführen ist. Ein Konzernsprecher erklärte: „Es ist sehr enttäuschend, dass die versprochene finanzielle Unterstützung durch Aktionäre nicht eingetreten ist“. Aber: Bereits Ende letzten Jahres wurde MoPlay als Sponsor von Manchester United ebenfalls verklagt. Rund 11,9 Millionen Euro sollte der Buchmacher damals noch an den Fußballverein zahlen, da zuvor zwei Finanzierungsraten ausgeblieben waren. Schon zu diesem Zeitpunkt war also bekannt, dass sich MoPlay in einer massiven finanziellen Schieflage befindet. Bleibt zu hoffen, dass nun wenigstens ein Teil der Kunden ihre Gelder zurückerhält.
Playtech: Schlechte Sportwetten, gute Casinos
Maßgeblich betroffen ist von der Corona-Krise auch der Entwickler Playtech. Der Konzern beobachtet laut eigener Aussage ganz genau die Entwicklungen rund um die Pandemie. Im Geschäftsbericht vor einigen Tagen wies Playtech zudem noch einmal deutlich darauf hin, dass das Sportwetten-Segment aktuell zusammenbrechen würde. Betroffen sei hiervon insbesondere Snaitech. Hierbei handelt es sich um ein Sportwetten-Unternehmen in Italien, welches von Playtech betrieben wird. Der Konzern rechnet mit einem Verlust von rund vier Millionen Euro. Auswirkungen durch die Krise waren auch unmittelbar an der Londoner Börse zu spüren. Hier fielen die Aktien von Playtech zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent.
Trotz dieser Hiobsbotschaften blickt der Konzern laut eigener Aussage aktuell zuversichtlich in die kommenden Monate und Jahre. Der Grund hierfür sei vor allem im Casino-Geschäft zu finden. Online habe man bisher noch keine Auswirkungen spüren können, so der Konzern. Im Gegenteil: Es sei sogar ein leichter Anstieg beim Online-Poker und beim Bingo zu erkennen. Volle Sicherheit bringt Playtech dies aber noch nicht. Der Konzern mahnt an, dass sich die Situation jederzeit wieder ändern könne. Je nachdem, wie lange die Auswirkungen durch die Pandemie noch zu spüren sein.
Live-Geschäft könnte kippen
Sorgenvoll blicken die Manager aktuell in Richtung der Live-Casino-Sparte, welche für die Performance der Casino-Webseiten von Playtech enorm wichtig ist. Hier allerdings gibt es mehrere Fälle, in denen Regierungen aufgrund der Krise auch die Standorte der Live-Casinos schlossen. Auf den Philippinen war das zum Beispiel der Fall, ebenso besteht eine gewisse Gefahr für den Live-Standort in Riga. Sollte auch dieser geschlossen werden müssen, dürften Einbußen auch im Casino-Segment zu spüren sein. Bislang allerdings läuft es noch wie gewohnt – und sogar ein kleines bisschen besser. Ein Sprecher teilte mit, dass die Leistungen in 2020 die Erwartungen bisher übertrumpft hätten. Nur gebe es eben keine Garantie dafür, dass die Bedingungen auch weiterhin so angenehm bleiben würden.
Wie der Konzern erklärte, habe man aufgrund der unsicheren Aussichten aktuell erst einmal alle Aktienrückkäufe, Dividenden und Aktionärsrenditen ausgesetzt. Auf diesem Wege wolle man Geld für mögliche harte Zeiten zurücklegen. Die könnten auch kommen. Allerdings sehen britische Finanzanalysten den Konzern gut aufgestellt. So teilte das Unternehmen Goodbody mit, dass Playtech über genügend liquide Mittel verfügen würde, um noch mindestens bis weit in die erste Hälfe 2021 handlungsfähig zu sein.