Die philippinische Regierung unter Machthaber Rodrigo Duterte ist in Deutschland vor einigen Monaten zu zweifelhafter Prominenz gelangt, da der Präsident des asiatischen Landes besonders hart gegen Drogendealer vorgeht und diese teilweise ohne Prozess auf offener Straße hingerichtet wurden – offiziell als Abschreckungsmaßnahme. Auch gegen das Glücksspiel wollte Duterte auf den Philippinen eigentlich hart vorgehen. Hier scheint es aber so, als hätte er diesen Kampf verloren – und das auch eingesehen. Einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung des Landes hat der Präsident aber dennoch zu vermelden.
Kampf beendet: Glücksspiel auf den Philippinen zugelassen
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Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte ist international nicht gerade dafür bekannt, in seiner Politik eine weiche Gangart einzuschlagen. Stattdessen gilt der Präsident als echter Hardliner und scheut auch nicht davor, dies auf Pressekonferenzen gegenüber der internationalen Politik mitzuteilen. So sprach sich Duterte beispielsweise dafür aus, dass Drogendealer hingerichtet werden müssen, gleichzeitig beschimpfte er den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama vor einigen Monaten auf üble Art und Weise. Allerdings kann Duterte offenbar auch anders. Nachdem der Präsident nämlich noch vor einiger Zeit den Kampf gegen das Glücksspiel auf den Philippinen ausgerufen hatte, hat Duterte mittlerweile zurückgerudert und scheint offenbar zu erkennen, dass man sich auch als Staat hier einer echten Übermacht gegenüber sieht.
Vor einigen Monaten gab Duterte noch zu verstehen, dass er das Glücksspiel im Land keinesfalls erlauben wolle. Jetzt rudert der Präsident zurück und erklärte, dass es den Philippinern selbst überlassen sei, am Glücksspiel teilzunehmen. Gleichzeitig riet der Präsident seinen Landsleuten aber dazu, dies nicht zu tun. „Dieses Glücksspiel, ich werde mich nicht mehr einmischen. Aber nehmen Sie (die Philippiner, Anmerk. d. Red.) nicht daran teil! Ich kann es nicht kontrollieren. Ich werde es daher zulassen, das gilt aber nicht für Erpressung und Drogen“, wird das Staatsoberhaupt in der „Manila Times“ zitiert.
Werden doch zwei neue Casino-Riesen gebaut?
Besonders interessant ist der Blick auf die Entscheidung des Präsidenten nicht nur für die Einheimischen, die schon historisch gesehen eng mit dem Glücksspiel verwurzelt sind. Stattdessen dürfen sich möglicherweise auch ausländische Unternehmen freuen. Der Grund hierfür liegt in geplanten Casino-Neubauten, die vor wenigen Monaten auf Eis gelegt wurden, nun aber noch einmal wieder neue Fahrt aufnehmen könnten. 2018 wurde beispielsweise ein Moratorium verabschiedet, welches vorsieht, dass keine neuen Casinos auf den Philippinen errichtet werden. Gleichzeitig wurden aber Lizenzen für den Bau zweier neuer Casino-Resorts vergeben. Unmittelbar nach dem ersten Spatenstich meldete sich dann der Präsident zu Wort und erklärte, dass ein Bau der Casinos nicht geduldet werde.
Für die Arbeitnehmer und die gesamte Wirtschaft der Philippinen war dies ein herber Rückschlag, denn die Resorts hätten zahlreiche Philippiner in eine Festanstellung bringen können. So aber herrscht auf den gut eine Milliarden US-Dollar teuren Baustellen aktuell Stillstand. Zu gute kommen könnte der Glücksspielbranche in dieser Hinsicht allerdings die politische Situation im Land, denn es stehen Parlamentswahlen an. Und da wären zahlreiche neue Arbeitsplätze durch den Bau der Resorts sicherlich ein stichhaltiges Argument für den Präsidenten. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass Duterte bei einem Großteil der Bevölkerung enorm beliebt ist und massive Rückendeckung genießt. Eine Niederlage bei der Parlamentswahl gilt so gut wie ausgeschlossen.
Eigentlich gehören die Philippinen und Glücksspiel zusammen
Der Zeitpunkt der Ankündigung, dass die Bevölkerung selbst über die Teilnahme am Glücksspiel entscheiden kann, ist also vermutlich nur bedingt zufällig gewählt. Doch wie kommt es überhaupt zu dieser Entscheidung? Darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Zum einen könnten natürlich die Sympathiepunkte bei der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen, gleichzeitig aber auch die positiven Entwicklungen für die Wirtschaft. Ebenfalls nicht ganz unwichtig ist die historische Verbindung zwischen dem Spiel und der Bevölkerung. Grundsätzlich können die Philippinen daher auch als enorm fortschrittlich bei der Glücksspielregulierung bezeichnet werden. Bereits seit 1976 existiert mit der PAGCOR eine eigene Glücksspielbehörde, welche über den Markt wacht und dafür sorgt, dass die rund 20 Casinos im Land die gesetzlichen Bestimmungen einhalten.
Der Staat profitiert durch die Casinos vor allem in Form von Steuereinnahmen, die jährlich in Millionenhöhe in die Haushaltskasse des Landes fließen. Das Glücksspiel selber ist dabei weitestgehend in der Hauptstadt Manila angesiedelt, in den ländlicheren Regionen sind kaum bis keine Spielcasinos anzutreffen. Dafür werden in den ländlichen Regionen zum Beispiel Pferderennen oder insbesondere der Hahnenkampf ausgestattet. Dieser zählt, neben der nationalen Lotterie, auch insgesamt zu einer der beliebtesten Formen des Glücksspiels. Insgesamt reihen sich die Philippinen damit also nahtlos neben die Nachbarländer in Asien ein, die ebenfalls als sehr spielfreudig bezeichnet werden können. In China soll laut verschiedenen Historikern das Glücksspiel eingeführt worden sein, noch heute gelten die Chinesen als enorm spielfreudiges Volk. Insbesondere in der Zeit des Chinesischen Neujahresfestes nutzen viele Chinesen die freien Tage für eine Reise in die Sonderzone Macau, wo das Glücksspiel bereits seit vielen Jahren als Zugpferd der Wirtschaft bezeichnet werden kann. Außerhalb der Sonderzone gehen die Chinesen allerdings deutlich rigoroser gegen das Glücksspiel vor – das unterscheidet sie also künftig von den Philippinen.