Auf dem schwedischen Glücksspielmarkt hatte es in den letzten Wochen und Monaten vermehrt Unruhe gegeben, nachdem durch Studien herauskam, dass der Einfluss der Glücksspielbranche auf die Gesellschaft wohl doch größer ist, als bisher gedacht. Der staatliche Anbieter Svenska Spel möchte daher mit gutem Beispiel vorangehen und stoppt aktuell sämtliche Werbemaßnahmen im Land. Gleichzeitig fordert der Glücksspielanbieter andere Unternehmen der Branche auf, es ihm gleich zu tun.
Bis Ende 2019: Funkstille auf allen Kanälen
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Auf der eigenen Internetseite verkündet der staatliche schwedische Glücksspielanbieter Svenska Spel, dass man seine Werbeaktivitäten erst einmal einstellen wolle. Konkret es hierbei um einen Zeitraum bis zum Ende des Jahres 2019, eingestellt werden soll die Werbung auf allen Kanälen. Wie das Unternehmen mitteilte, habe man diese Entscheidung im Anschluss an interne Gespräche getroffen, in denen man herausgearbeitet hat, wie genau den Spielern der meiste Schutz vor einem Suchtverhalten gewährt werden kann. Dementsprechend ist der Konzern aktuell zwar noch der einzige Anbieter, möchte dies aber nicht bleiben. Stattdessen fordert Svenska Spel auch die anderen Glücksspielkonzern auf, dem Beispiel zu folgen. Der Vorstandsvorsitzende Patrik Hofbauer weist darauf hin, dass dies zwar kurzfristig die Einnahmen beeinträchtigen könne, letztendlich aber der einzige Weg sei, die Spieler effektiv zu schützen. Im Detail heißt es: „Wenn Sie es ernst damit meinen, Verantwortung zu übernehmen, sollten Sie die Probleme dort angehen, wo sie entstehen. Auch wenn das kurzfristige eine Beeinträchtigung der Einnahmen bedeutet. Langfristig ist dies der einzig nachhaltige Weg.“
Erst kürzlich hatte eine Studie der schwedischen Gesundheitsbehörde ergeben, dass wesentlich mehr Spieler zu pathologischen Spielern werden, wenn sie an Automaten und nicht etwa beim Lotto oder ähnlichen Glücksspielen ihre Einsätze platzieren. Hofbauer erklärt, dass sich Svenska Spel immer dafür einsetze, den Glücksspielmarkt stärker zu regulieren. Mit dem Werbestopp wolle man nun noch einmal ein echtes Zeichen setzen.
Befeuert der Stopp die Diskussion um das generelle Werbeverbot?
Auch wenn der Schritt von Svenska Spel erst einmal beeindruckend erscheint, dürfte der Konzern mit diesem Vorgehen vermutlich eine Ausnahme bleiben. Hofbauer räumt auch ein, dass man zwar nicht sagen könne, dass die Glücksspielwerbung generell dafür sorge, dass Spieler süchtig werden. Allerdings würde bereits gefährdete Spieler durch die Werbung stark beeinflusst werden. Das Problem liegt auf der Hand: Ziehen nicht alle Anbieter mit, wird Svenska Spel wohl als einziger Anbieter einen Nachteil aus der Geschichte ziehen. Allerdings hat das Ganze noch einen weiteren Nebeneffekt, denn die stetig andauernden Diskussionen um ein generelles Werbeverbot für die Glücksspielbranche dürften durch die Entscheidung noch einmal neu an Fahrt gewinnen.
Angetrieben wurde die Diskussion bereits vor mehreren Wochen vom schwedischen Zivilminister Ardalan Shekarabi, welcher die Unternehmen der Glücksspielbranche aufforderte, die zum Teilen aggressive und sich immer wiederholende Werbung einzuschränken. In diesem Zusammenhang stellte der Minister die Branche vor ein Ultimatum, auf welches Vertreter der Glücksspielbranche mit einem Maßnahmenplan reagierten. Der Minister allerdings zeigte sich davon wenig beeindruckt und erklärte im Anschluss, dass ihm die Richtlinien nicht streng genug seien und lediglich das aufgreifen würden, was ohnehin schon vorhanden sei.
Holpriger Start für den schwedischen Markt
Geöffnet wurde der schwedische Online-Glücksspielmarkt erst Anfang des Jahres. Während im vergangenen Jahr noch große Euphorie herrschte, hat sich der Start des neuen Wirtschaftszweigs zu einer holprigen Angelegenheit entwickelt. Kurz nach der Öffnung wurde eine Studie des Gesundheitsministeriums veröffentlich, welche insbesondere bei den Schwedinnen einen deutlichen Anstieg der Problemspielerinnen vorwies. Gleichzeitig wurden bereits wenige Wochen nach dem Marktstart die ersten Geldstrafen gegen Glücksspielunternehmen ausgerufen, da diese gegen die Bedingungen der Glücksspiellizenzen verstoßen hatten. Bleibt zu hoffen, dass sich der Markt künftig ruhiger entwickelt und dann auch die Diskussion um ein mögliches Werbeverbot abgeschlossen werden kann.