Veröffentlicht: 26. Mai 2021
Es gibt wahrscheinlichen keinen Sportwettenfan, der Tipico nicht kennt. Doch kaum jemand kennt die bewegende Firmengeschichte, die derzeit einen negativen Touch erhält. Weshalb? Ganz einfach: Tipico ist seit Jahren wohl an Steuerhinterziehungen beteiligt – dies gab zumindest das Unternehmen selbst zu verstehen. Wahre Wettfans hoffen, dass sich diese Tatsachen nicht zu einem ähnlichen Skandal wie bei den Crown-Casinos entwickelt.
Beihilfe zur Steuerhinterziehung durch Provionszahlungen
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Ist jetzt von einem Skandal die Rede, liegen die Ursprünge bereits im Jahr 2013. Bereits damals stellte Tipico fest, dass Provisionszahlungen in sehr hohen Summen ausgezahlt wurden. Das alleine ist noch kein Problem. Schließlich hat auch ein Buchmacher das Recht, für Vermittlungen eine Provision auszuzahlen. Das Problem liegt jedoch darin, dass die Zahlungen zum Beispiel nach Kroatien gingen, obwohl die Empfänger der Zahlungen in Deutschland steuerpflichtig waren.
Dem Unternehmen muss zugute gehalten werden, dass sie selbst Ermittlungen begannen und der zuständige Manager inzwischen suspendiert wurde. Es handelt sich um den Manager, der diese Zahlungen freigab. Immerhin handelt es sich insgesamt um eine Summe von 20 Millionen Euro. Zugleich erstattete Tipico mehrere Selbstanzeigen, um einer behördlichen Strafe zu entgehen. Der Grund hierfür liegt klar auf der Hand: Die Zahlungen hätten nicht auf kroatische Konten laufen dürfen, wenn der Provisionsnehmer in Deutschland steuerpflichtig ist.
Kritisch könnte die Tatsache werden, dass inzwischen Provisionszahlungen im Zeitraum von 2007 bis 2012 vorgenommen wurden. Hinzu kommt, dass die internen Ermittlungen nicht grundlos stattfanden. Der Ursprung der Ermittlungen lag in einer Nachfrage der kroatischen Behörden, die an die FIAU gestellt wurden. Bei der FIAU handelt es sich um die Financial Intelligance Analysis Unit. An diese wandten sich die kroatischen Behörden, um seltsame Zahlungsvorgänge nachzuprüfen.
Erhielt ein Wettmanipulator ebenfalls Zahlungen?
Selbstverständlich sollte kein Buchmacher auf die Idee der Steuerhinterziehung oder auf die Idee der Beihilfe hierzu kommen. Bei Tipico könnte ein weiteres Problem hinzu kommen: Womöglich erhielt ein Wettmanipulator ebenfalls Zahlungen. Es wird zwar kein Name erwähnt, aber aufgrund der Fakten nahmen Experten eine Schätzung vor, um wen es sich handeln könnte: Marijo Cvrtak. Dieser hatte im Jahr 2009 mehrere Hundert Fußballspiele manipuliert und verbüßte inzwischen eine Haftstrafe. Sollte das zutreffen, würden diese Fakten dem positiven Image von Tipico schaden.
Grundsätzlich sind Wettprovisionen legal, die an Betreiber von Wettshops getätigt werden. Als Grundlage für die Provision dient der Rohgewinn, der beim Wettshop entsteht. Dieser errechnet sich aus den Einsätzen der Sportwetten abzüglich der Stornos und den Gewinnen, die an den Spieler ausgezahlt werden. Von diesem Rohgewinn behalten die Wettshops 60 Prozent – der Rest wird an Tipico überwiesen. Die Steuerhinterziehung geschah jedoch, indem die Wettshops zu viel an Tipico überwiesen. Der zu viel bezahlte Betrag wurde anschließend auf ausländische Konten zurücküberwiesen – als Provision ausgewiesen.
Die zurückbezahlten Beträge wurden als Sonderprovision ausgewiesen und liefen auf Konten in Kroatien, Türkei, Hongkong, Österreich und Zypern.
Obwohl bei Tipico diese Vorfälle als normal und rechtmäßig bezeichnet werden, wurde der Manager und zugleich einer der Tipico-Gründer außerplanmäßig gekündigt. Somit wurde der Öffentlichkeit zu verstehen gegeben, dass irgendetwas nicht stimmt.
Bestehen Kontakte zu kriminellen Vereinigungen?
Die Sonderzahlungen an den oben erwähnten Wettmanipulator wurden bei Tipico im Jahr 2014 entdeckt, und zwar mehr aus Zufall. Damals ging es um eine Sondererklärung in der Steuererklärung. Tipico nahm dies zum Anlass, die eigenen Strukturen zu durchleuchten. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass einige der Provisionsnehmer Kontakt zu kriminellen Vereinigungen hatten. Allerdings reichten die ermittelten Informationen nicht aus, um eine Sonderkündigung mit den Partnern auszusprechen.
In einem Fall versuchte Tipico eine Sonderkündigung. Das führte mangels Beweise dazu, dass Tipico dem Partner einen zweistelligen Millionenbetrag zahlen musste. Nur so konnte das Vertragsverhältnis aufgelöst werden. All dies beweist jedoch auch, dass Tipico alles unternimmt, um keine Konflikte mit dem Gesetz zu erhalten und für eine hohe Spielersicherheit zu sorgen. So wundert es kaum, dass viele Online Casinos das Sortiment von Tipico anbieten.
Steuerhinterziehung Anlass zum Verkauf
Als die Probleme mit den Sonderzahlungen aufkam und Tipico eine Selbstanzeige startete, kam auch die Idee des Verkaufs auf. Allerdings fand sich kein Käufer, der das gesamte Unternehmen erwerben wollte. Deshalb wurden nur 60 Prozent verkauft, und zwar an das Private-Equity-Unternehmen CVC Capital Partners. Der Kaufpreis betrug 1,3 Milliarden Euro.
All dies wissen womöglich die wenigsten Spieler, die sich über ein Online Casino an den Sportwetten von Tipico beteiligen. Wesentlich interessanter ist, dass Tipico seit zehn Jahren eine Lizenz für Deutschland besitzt, um die Sportwetten anzubieten. Hierdurch steigerte sich der Wert und der Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Als im Jahr 1998 das Unternehmen von mehreren Studenten gegründet wurde, hatte niemand mit solch einem Erfolg gerechnet.