WestSpiel: NRW will verkaufen, Gauselmann hat Interesse

    Jetzt also doch. Um den Verkauf der WestSpiel Casinos wurde in den letzten Jahren viel diskutiert. Erst ja, dann nein und nun doch wieder ja. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen möchte die WestSpiel Casinos in private Hände geben. Hierfür hat der Landtag in den letzten Tagen ein neues Spielbankengesetz verabschiedet. Damit ist der Weg für einen privaten Anbieter frei – der zuletzt jedoch kaum gefunden werden konnte. Mit dem neuen Spielbankengesetz im Rücken sieht es nun aber anders aus. Der Glücksspielriese der Gauselmann Gruppe hat sein Interesse angemeldet.

    Landtag segnet Privatisierung von WestSpiel Casinos ab

    Es scheint, als würde die Privatisierung der WestSpiel Casinos nun weiter vorangetrieben werden kann. Nachdem die Landesregierung bereits vor rund zwei Jahren eine Privatisierung beschlossen hatte, wurde diese nun auch im Landtag in NRW beschlossen. Hierauf einigte sich die Regierungsfraktion aus CDU und FDP. Gebunden ist der Verkauf an eine Änderung des Spielbankengesetzes, was den Deal letztendlich für Unternehmen deutlich interessanter macht. Allerdings gab es auch enorme Kritik. Nachdem die Spielbanken jahrelang nicht sonderlich erfolgreich liefen, zogen diese quasi unmittelbar vor der Planungen des Verkaufs an. 2018 wurden Umsätze im Wert von rund 108 Millionen Euro brutto erzielt. Davon hat das Bundesland rund 50,4 Millionen in Form von Abgaben erhalten. Durch eine Privatisierung würden dem Land nun Mehrkosten entstehen, so die Gegner der Privatisierung.

    Trotz alledem wird diese nun offenbar in der nahen Zukunft abgewickelt. Der entscheidende Punkt: Neben den vier Spielbanken in Bad Oeynhausen, Duisburg, Dortmund und Aachen darf der neue Besitzer zwei weitere Standorte in NRW betreiben. Verteilt wird die entsprechende Lizenz im Rahmen eines europaweiten Ausschreibeverfahrens.

    Opposition übt Kritik am Verkauf

    Ganz ohne Diskussion ging es auch im Landtag nicht. So holte sich die Regierung massive Kritik von der Opposition aus SPD, Grünen und AfD ab. Die SPD erklärte, dass man Verantwortung für den Spielerschutz tragen würde und dementsprechend nichts unternehmen dürfe, was diesen gefährde. Genau dies befürchte man allerdings, wenn die Spielbanken in private Hände übergehen würden. Die SPD erklärte, ein Betreiber würde die kommerziellen Interessen jeweils vor andere Interessen setzen – unter anderem der Bekämpfung der Spielsucht. Die Bekämpfung der Spielsucht wäre dem „Geschäftsziel zuwider“, für die Beschäftigten würde die private Übernahme dementsprechend gewisse Risiken und eine „hohe Unsicherheit“ bringen.

    Auch den Zeitpunkt der Verabschiedung des neuen Glücksspielgesetzes kritisiert die Opposition. Immerhin würde bundesweit gerade an einem einheitlichen Gesetz für das Glücksspiel gearbeitet werden. Man hätte daher lieber gewartet, bis dieser in Kraft getreten ist.

    Gauselmann Gruppe bekundet Interesse

    Bereits in den letzten Monaten wurde immer wieder ein Name mit der Übernahme der WestSpiel Casinos in Verbindung gebrach: Die Gauselmann Gruppe. Das ist der Konzern, der auch die Merkur Casinos in Deutschland betreibt. Allerdings teilte der Konzern noch vor einigen Monaten mit, dass man die WestSpiel Casinos für potenzielle Interessenten deutlich „aufgehübscht“ werden müssten. Genau das ist durch die Reform des Spielbankengesetzes in NRW nun passiert. Und das Interesse der Gauselmann Gruppe aus Espelkamp ist plötzlich da. Kein Wunder: Immerhin hätte das Unternehmen mit der Übernahme aller Spielbanken und zwei zusätzlicher Standorte eine waschechte Monopolstellung. Und die wäre sogar noch ausgereifter als zuvor die Monopolstellung des Bundeslandes.

    Gegenüber dem „WDR“ teilte Mario Hoffmeister als Sprecher der Gruppe mit, man wolle die Kaufeinzelheiten des Pakets prüfen. Hierzu würden die Personalkosten und auch die erforderlichen Abgaben gehören. Zudem müsse man erst einmal auf den Preis warten, „den die Landesregierung dafür aufruft“. Sollte die Gauselmann Gruppe das Interesse verfestigen, dürften die Chancen auf eine Zustimmung gut stehen. Der Konzern betreibt in Deutschland und Europa mehr als 700 Spielstätten und kann als deutsches Aushängeschild der Branche bezeichnet werden. Allerdings dürfte die Gesetzesänderung nun auch andere Unternehmen auf den Plan rufen.

    Branche erholt sich langsam wieder

    Für die Gauselmann Gruppe geht es derzeit gerade vor allem darum, das eigene Geschäft wieder ans Laufen zu kriegen. Durch die Coronakrise musste der Konzern seine Spielstätten europaweit schließen. Mit enormen Einbußen. Das Unternehmen handelte nach eigenen Angaben aber zum Beispiel mit den Vermietern der Spielstätten-Räumlichkeiten Kürzungen der Mietzahlungen aus. So hätte man sich auch in der Krisenzeit eine gewisse Manövrierfähigkeit erhalten, gab der Konzern an. Ebenso wurde mitgeteilt, dass Teile der Führungskräfte auf Teile ihrer Gehälter verzichten würden.

    Hinter den Kulissen wurde derweil an den Plänen für eine mögliche Wiedereröffnung gearbeitet, die mittlerweile erfolgt ist. So kommt die Branche nach und nach wieder in Form. Bereits seit Anfang Mai sind die Spielstätten im Saarland, in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen wieder geöffnet. Auch die restlichen Bundesländer ziehen nach. Zudem sieht es auch so aus, als ob langsam wieder in anderen europäischen Ländern Geld verdient werden könnte. Geld, welches dann möglicherwiese in die Übernahme der WestSpiel Casinos gesteckt werden kann.

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